Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Ballhaus Naunynstrasse Berlin: DON’T MOVE - Ein Tanzstück von Modjgan Hashemian und Susanne VincenzBallhaus Naunynstrasse Berlin: DON’T MOVE - Ein Tanzstück von Modjgan...Ballhaus Naunynstrasse...

Ballhaus Naunynstrasse Berlin: DON’T MOVE - Ein Tanzstück von Modjgan Hashemian und Susanne Vincenz

Premiere 18.3.2011, 20 Uhr. --

 

Stellen Sie sich vor, es gäbe keinen Tanz. Jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit. Keine Clubs und zumindest legal keine Partys. Keine Tanzausbildung und keine Möglichkeit, Tanz auf der Bühne zu zeigen, ohne eine Strafe zu riskieren.

 

 

Denn das ist seit der Revolution von 1979 die Realität im Iran. Don’t Move fragt nach den Konsequenzen für Menschen, deren Passion und Lebensinhalt der Tanz ist. Wie gelingt es ihnen gegen alle Widerstände dennoch zu tanzen? Welche Strategien entwickeln sie, um die von der Zensur verhängten Einschränkungen zu umgehen? Denn wie so vieles andere in der Islamischen Republik existiert Tanz, obwohl er verboten ist.

 

Ausgangspunkt für das Stück war die Begegnung mit TänzerInnen aus Teheran, die sich nicht als solche bezeichnen dürfen. Selbst das Wort »Tanz« darf nicht verwendet werden. Stattdessen wird von »Rhythmischer Bewegung« gesprochen, wenn unter strengen Auflagen doch ein Stück zur Aufführung kommt. Geprobt wird zumeist in ausgeräumten Wohnzimmern, in leerstehenden Wohnungen oder auf den Dächern oberhalb der Stadt. Trotz dieser schwierigen Bedingungen entstand der Wunsch, über die geografische, kulturelle und politische Distanz hinweg gemeinsam ein Tanzstück zu entwickeln – im Austausch mit TänzerInnen, die in Berlin arbeiten.

 

Modjgan Hashemian stellt in Don’t Move eine Verbindung zwischen Teheran und Berlin her, um zu erforschen, welches Potenzial den Körper in Bewegung so bedrohlich macht und wie sich gesellschaftliche Normierungen und Einschränkungen in den Körper einschreiben. Die Frage nach den Grenzen dessen, was als Tanz bezeichnet wird, ist ein gemeinsamer Ausgangspunkt. Was ist der Antrieb, überhaupt zu tanzen? Hat der Körper ein emanzipatorisches Potenzial, das soziale und gesellschaftliche Zusammenhänge beeinflussen kann? Es ist das Leben in Teheran. Du läufst nicht in der Stadt, Du bewegst Dich nicht, Du gebrauchst Deine Beine nicht. Am Ende wirst Du diese Person ohne Beine. Bestenfalls läufst Du von einer Tür zur nächsten, nie mehr als 10 Meter. Es gibt dieses Gerücht, dass die Erde der Stadt mehr Anziehungskraft hat als anderswo, wir nennen es »schwere Erde«. Wir sitzen immer, wir bewegen uns nicht mehr – deswegen will ich tanzen.

 

Modjgan Hashemian, Tänzerin und Choreografin, wuchs in Teheran und Berlin auf. Ihr Stück Move in Patterns, das sie 2009 mit großem Erfolg im Ballhaus Naunynstraße zeigte, basierte auf einer Kindheitserinnerung aus der Zeit zu Beginn der Islamischen Revolution. Für die Arbeit an Don’t Move traf sie im Iran TänzerInnen unterschiedlicher Richtungen (Folklore, klassischer iranischer Tanz, Tanztheater), deren Lebens- und Arbeitssituation, Erfahrungen und Geschichten in das neue Stück einfließen.

 

Weitere Vorstellungen 20.–22., 24.–26. und 28.–30.3.2011, 20 Uhr

 

Ballhaus Naunynstraße

Naunynstraße 27, 10997 Berlin

Online-Tickets: www.ballhausnaunynstrasse.de

Reservierungen (030) 75453725

Preis: 12 €/ermäßgt 7

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

MIT RASANTEM SCHMISS -- Monrepos Open Air - Abschlusskonzert der Ludwigsburger Schlossfestspiele

Diesmal war nun endlich die lang erwartete mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra zu Gast bei den Schlossfestspielen. Zunächst musizierte das exzellente Orchester des Goethe-Gymnasiums…

Von: ALEXANDER WALTHER

IM BAUCH DES RITTERS -- "Falstaff" von Giuseppe Verdi in der Blauen Halle - Mainfrankentheater Würzburg

In der einfallsreichen Inszenierung von Magdalena Fuchsberger (Bühnenbild und Kostüme: Monika Biegler, Video: Aron Kitzig) befindet sich die Handlung im Bauch des alternden Ritters Falstaff, der von…

Von: ALEXANDER WALTHER

LEIDENSCHAFTLICHE AUSBRÜCHE -- SWR Symphonieorchester mit Eva Ollikainen in der Liederhalle Stuttgart

Das "Märchenpoem" von Sofia Gubaidulina war eine echte Überraschung. Denn die finnische Dirigentin Eva Ollikainen arbeitete mit dem SWR Symphonieorchester die elektrisierend-durchsichtige Klangfläche…

Von: ALEXANDER WALTHER

WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN -- Galeriekonzert der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie in der Staatsgalerie STUTTGART

Unter dem Motto "Wanderer" fand diesmal das Galeriekonzert mit dem begnadeten Bass-Bariton Jochen Kupfer statt, der einfühlsam von Marcelo Amaral am Flügel begleitet wurde. Die Lieder von Franz…

Von: ALEXANDER WALTHER

DEM VOLKSTÜMLICHEN VERBUNDEN -- Zweiter Teil des Tschaikowsky-Zyklus' mit dem Staatsorchester Stuttgart in der Liederhalle/STUTTGART

Das Staatsorchester Stuttgart musizierte unter der elektrisierenden Leitung von Cornelius Meister im zweiten Teil des Tschaikowsky-Zyklus zunächst die selten zu hörende Sinfonie Nr. 2 in c-Moll aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑