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AUF KOLONOS - Ein Wolfgang-Rihm-Projekt von Laurent Chétouane, Badisches Staatstheater Karlsruhe

EUROPÄISCHE KULTURTAGE 2012, Premiere 22.3.12 20 Uhr KLEINES HAUS. -----

Am Anfang stand Kolonos. Wolfgang Rihm hatte diese Komposition 2008 für einen Countertenor und Orchester anlässlich des Festivals „Rossini in Wildbad“ komponiert. Seine Vorlage und Inspiration waren zwei Übersetzungsfragmente der Sophokles-Tragödie Ödipus auf Kolonos von Friedrich Hölderlin.

 

So wie für den Grenzgänger Wolfgang Rihm ein Fragment dieser Tragödie zum Anlass einer Komposition wurde, so wurde Rihms Werk für den französisch-stämmigen Regisseur und Choreografen Laurent Chétouane nun der Ausgangspunkt für ein außergewöhnliches spartenübergreifendes Theaterprojekt: Auf Kolonos, der Hauptbeitrag des STAATSTHEATERS KARLSRUHE für die EUROPÄISCHEN KULTURTAGE 2012 (EKT) , neben dem Geburtstagskonzert der BADISCHEN STAATSKAPELLE für den Komponisten, einem reichen Vermittlungsprogramm u. v. m..

 

In Auf Kolonos begegnet die Musik Wolfgang Rihms der Tragödie des Sophokles in der Übersetzung Peter Handkes; die Sänger Hubert Wild (a. G.) und Gabriel Urrutia Benet begegnen Schauspielern des Karlsruher Ensembles und zwei Tänzerinnen aus der freien Tanztheaterszene: An Kaler zeigte im Januar 2012 eine eigene Choreografie bei den Tanztagen Berlin, Senem Gökçe Oğultekin war u. a. Tänzerin im Ensemble Pina Bauschs und Mitglied der Düsseldorfer Compagnie „Neuer Tanz“. Und schließlich ist der Stoff selbst eine der zentralen Bearbeitungen des Themas „Begegnung mit dem Fremden“, ein Nachdenken über die Aufnahme des Fremden, über Gastfreundschaft und deren Bedingungen. Kolonos ist ein Ort, an dem der Fremde, mit welcher Schuld und welchem Schicksal auch immer, verweilen darf bis zu seinem Tod; ein Ort, an dem das Fremde sich nicht integrieren muss, fremd bleiben darf. Ödipus wird dort aufgenommen, weil er fremd ist.

 

Laurent Chétouane hat sich als Schauspielregisseur seit 1999 einen Namen gemacht und u. a. am Deutschen Schauspielhaus, den Münchner Kammerspielen und am Schauspiel Köln meist große Texte klassischer Autoren inszeniert. Zuletzt arbeitete er für das Internationale Ibsenfestival Oslo, am Theater Neumarkt in Zürich und inszenierte Kleists Novelle Das Erdbeben in Chili am Schauspiel Köln. Seit 2006 arbeitet er auch als Choreograf und zeigte seine Tanzstücke u. a. an den Sophiensaelen Berlin, im Tanzquartier Wien oder auf Kampnagel. Zudem ist er regelmäßig Gastdozent an verschiedenen Universitäten und wurde 2008 mit dem Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für hervorragende junge Künstlerinnen und Künstler in der Sparte Theater (Regie, Schauspiel, Gesang, Tanz, Bühnenbild) sowie mit der Wild Card der RUHR.2010 GmbH ausgezeichnet. Sein neuestes Tanzstück Hommage an das Zaudern wird am 4. und 5. April 2012 ebenfalls im Rahmen der EKT in der INSEL gezeigt.

 

In seine Schauspiel-Inszenierungen integriert Chétouane immer wieder Tänzerinnen und Tänzer – als Versuch, an einer gemeinsamen, neuen Präsenz und Bühnensprache zu arbeiten. Mit Auf Kolonos erschließt er sich nun auch die dritte Gattung, das Musiktheater. Die Begegnung der drei Gattungen thematisiert dabei die Fremdheit, aber auch die Faszination des Zusammentreffens – es entsteht ein neues Genre, eine neue Form des Erzählens. Auf Kolonos ist ein Projekt über einen Ort, an dem die Fremdheit einen anderen, neuen Umgang erfährt. Auch das Theater kann dieser Ort sein.

 

REGIE & CHOREOGRAFIE Laurent Chétouane

KOSTÜME Sophie Reble

RAUM Markus Selg

MUSIKALISCHE LEITUNG Wolfgang Wiechert

DRAMATURGIE Kerstin Grübmeyer & Bernd Feuchtner

 

Gesang Gabriel Urrutia Benet, Hubert Wild Tanz Senem Gökçe Oğultekin, An Kaler Schauspiel Eva Derleder, Hannes Fischer, Paul Grill, Thomas Halle, Timo Tank, André Wagner Musiker der BADISCHEN STAATSKAPELLE

 

Weitere Vorstellungen 24.3., 27.3., 30.3., 31.3., 3.4., 6.4., 11.4., 18.4. und zum letzten Mal am 28.4.12

 

 

 

 

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