Die Nacht wird zum Tag, alte Sehnsucht erwacht und neue entsteht. Jelena, die einmal auf dem Konservatorium studierte, interessiert sich für den Landarzt Astrow, dessen Visionen zum Hobby verkümmert sind. Wanja, der über der Arbeit ihren Sinn vergaß, träumt von einem Leben mit Jelena. Astrow wird von Sonja angehimmelt, die in seinen Visionen ihre Zukunft sieht. Wanjas Mutter verehrt den Professor, der längst emeritiert ist, aber dessen Schriften sie gläubig liest. In dieser Atmosphäre eröffnet der Professor den Versammelten, er wolle das Gut, das aller Leben verbindet, verkaufen. Wanja greift zur Pistole. Die »Szenen aus dem Landleben«, so der ironische Untertitel des Stücks, spielen mit dem, was war, was ist und vor allem, was hätte sein können. Wanja hätte das Gut, das er nur verwaltet, zur Blüte bringen können. Astrow hätte mit Jelena eine Affäre haben können. Oder er hätte das Mauerblümchen Sonja erlösen können. Jelena hätte sich scheiden lassen und Astrow heiraten können.
Wanja hätte sich umbringen oder – hätte er getroffen – den Professor erschießen können. Kurz: Das Leben hätte sich verändern können, wenn Anton Tschechow ein melodramatischer Schriftsteller wäre und nicht wüsste, dass die Tragödie im wirklichen Leben darin besteht, dass sich nichts ändert – nicht nur auf dem Lande.
Aus dem Russischen von Ulrike Zemmer
Regie Beat Fäh | Bühne und Kostüme Carolin Mittler
Bühne und Kostüme: Carolin Mittler
Dramaturgie: Karla Kochta
Musik: Carl Ludwig Hübsch
Es spielen
Alexander Wladimirowitsch Serebrjakow: Albrecht Goette
Jelena Andrejewna: Friederike Tiefenbacher
Sofja Alexandrowna (Sonja): Katka Kurze
Marija Wassiljewna Wojnizkaja: Helga Werner
Iwan Petrowitsch Wojnizkij: Holger Hübner
Michaeil Lwowitsch Astrow: Mario Grünewald
Ilja Iljitsch Telegin: Gerhard Hähndel
Marina: Vera Irrgang