Mit grossen Schritten ist Iwanow losgezogen, um Bildung und Gerechtigkeit in seine Provinzheimat zu bringen. Keine Landreform und keine Ausgabe hat er gescheut, er heiratet sogar eine Jüdin – zehn Jahre danach ist er am Ende: verschuldet und verrufen, seine eigene Ehefrau hält ihn für einen Heiratsschwindler. Selbst ist sie unheilbar krank, die Tochter des reichen Nachbarn hingegen unsterblich in Iwanow verliebt: Was liegt näher, als die Ehefrau ins Grab zu bringen und die Neue zum Altar zu führen? Tragödie oder Komödie?
Die Geschichte vom enthusiastischen Aufbruch einer Generation, deren Reformeifer auf dem langen Marsch durch die Institutionen steckenbleibt und schliesslich völlig scheitert, scheint heute aktueller denn je. Matthias Hartmann und sein Ensemble haben sich provozieren lassen, diesen Stoff – ohne aufgesetzte Aktualisierungen – ganz nah heranzuholen: haben ausprobiert, wie viel, oder: wie wenig es auch braucht, sich Iwanow und seinen Leidgenossen anzuverwandeln, wo die Schwelle zwischen jetzt und damals, zwischen aktueller Wirklichkeit und dramatischer Fiktion liegt. Tschechow erweist sich als brisanter denn je.
Die Aufführung wird unterstützt von der Swiss Re.