Kreon sieht in dem Toten einen Terroristen, der aus den Geschichtsbüchern getilgt gehört – und in der widerständigen Nichte eine Gefahr für die Ordnung im Staat. So wirkt das Politische direkt und mit verheerender Konsequenz auf das Private: Die Zerstörung der eigenen Familie in Kauf nehmend, lässt Kreon Antigone lebendig einmauern. So ist sie tot für die Welt, auch wenn sie noch im Reich der Lebenden weilt. Alle, die versuchen zwischen Onkel und Nichte zu vermitteln, alle die bereit sind Kompromisse einzugehen, werden zerrieben. Und der Chor der Bürger steht daneben, sieht zu und kommentiert das Geschehen – ohne jedoch aktiv einzugreifen.
Der antike Mythos um das tragische Schicksal einer Familie und den erbitterten Streit zwischen göttlichem Recht und weltlicher Macht wurde vielfach bearbeitet und aus der jeweiligen Zeit heraus immer wieder neu interpretiert. So sind Sophokles’ Werk und seine Figuren nicht tot, sondern wirken weiter. Zusammen mit Studierenden der HMT Rostock und Mitgliedern des Schauspielensembles versammelt der junge Regisseur, Musiker und Autor Florian Hein die zentralen Figuren dieser berühmten Geschichte im E-Werk-Studio, um ihre Positionen aus einer gegenwärtigen Perspektive zu befragen. Ist wirklich „nichts ungeheurer als der Mensch“ und wie können wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen und Zukunft gestalten?
Nach dem berührenden und humorvollen Studioabend ZUM GIPFEL, ZUM GIPFEL! ist ANTIGONE – ODER TOTGESAGE LEBEN LÄNGER die zweite Arbeit von Florian Hein am Mecklenburgischen Staatstheater.
Inszenierung Florian Hein
Bühne Florian Hein / Anna Bergemann
Dramaturgie Jenny Flügge
Dramaturgieassistenz Luci Wilkens
Mit:
Antigone Isabel Will
Kreon Valentino Dalle Mura
Ismene Hannah Ehrlichmann
Haimon Markus Paul
Teiresias Vincent Heppner
Bote Christina Berger
Chor Mitglieder des Schauspielensembles