Seit Montag fand ein Großteil des Theaterbetriebs auf dem Gelände des Kultusministeriums statt. Die Mitarbeiter des Anhaltischen Theaters errichteten das Protest-Camp als Reaktion und offenen Protest gegenüber einer sinnlosen, doch folgenreichen Sparpraxis der Landesregierung Sachsen-Anhalts. Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) hatte vor wenigen Wochen der Stadt Dessau-Roßlau mitgeteilt, dass die Zuwendungen des Landes für das Theater ab dem Jahr 2013 um 205.000 Euro gekürzt werden.
Neben einer spektakulären Open-air-Probe von „Aida“ gab es auch Proben im Schauspiel, u.a. für den „Kirschgarten“, und spontane Lesungen, Musiker der Anhaltischen Philharmonie gaben zahlreiche Konzerte. Das Ballettensemble trainierte auf der Wiese, der Kinderchor, Mitglieder des Theaterjugendclubs und auch aus der Freien Theaterszene schlossen sich mit verschiedenen musikalischen und spielerischen Beiträgen dem Protest an. Die Presse- und Werbeabteilung arbeitete vor Ort, Publikum und Gäste konnten sogar Karten dort erwerben.
Das Protest-Camp erfuhr enormen öffentlichen Beistand unterschiedlichster Art, darunter Solidaritätsbekundungen, Sachspenden, das Angebot einer Duschmöglichkeit und vieles mehr. Regionale und überregionale Presse informierte sich vor Ort.
Kultusminister Stephan Dorgerloh hatte am Montag Vertreter des Theaters zu einem Gespräch eingeladen, in dem beide Seiten ihre Argumente darstellten. Das Ministerium signalisierte, dass mit weiteren Gesprächen auf Arbeitsebene ein Kompromiss vorangetrieben werden solle.
Bis dahin protestieren die Mitarbeiter aufs Schärfste weiter gegen die Kürzung und halten an ihren Forderungen gegenüber der Landesregierung Sachsen-Anhalts fest. Für die kommenden Wochen sind weitere Protest-Aktionen in Planung.
Forderungen der Mitarbeiter des Anhaltischen Theaters:
· Alle Theaterstandorte bleiben als Repertoire- und Ensembletheater erhalten
· Alle Haustarife werden mittelfristig zurückgeführt auf tarifgerechte Bezahlung
· Es erfolgt eine Dynamisierung der Zuwendungen für die Theater um künftige Tarifsteigerungen auffangen zu können
· Der Kulturetat des Landes wird gestärkt und von 0,85% auf 1,5% des Landeshaushaltes angehoben, wovon die gesamte Kultur des Landes profitiert
· Das Land schafft eine gesetzliche Grundlage für eine dritte Finanzierungssäule bei den Theatern [z.B. für die Umlandfinanzierung, ein Kulturraumgesetz oder die Zweckbindung von FAG-Mitteln]
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