Mit seinem Freund Max erörtert er nach diesen Begegnungen Fragen der Wahrheit, der Schuld, der Treue und der verirrten Hoffnung – und kommt jedes Mal zu dem Schluss, dass der Glaube an die eine, wahre und ewige Liebe eine Illusion ist. In der Versöhnung mit der Geliebten stecke immer schon Verrat, in neuer Liebe stets auch Gleichgültigkeit.
Mit der Figur des Anatol hat Schnitzler einen »Hypochonder der Liebe« und ein Wiener Pendant zu Casanova geschaffen. Anatol ist ein Verführer, der stets hofft, verführt zu werden. Er ist zugleich Sieger und Verlierer im ewigen Rausch der Triebe, süchtig nach der nächsten Begegnung. Hinter einer scharf-pointierten Sprache lässt Schnitzler das Innerste seiner Figuren aufblitzen und entwirft das Bild einer Generation, die sich durch Ekstase und Ziellosigkeit, Dekadenz und Genusssucht, Liebes- und Todessehnsucht gleichermaßen betäubt wie verschwendet.
Marco Štorman, der bei „Anatol“ erstmals am Staatstheater Kassel Regie führt, inszenierte bereits in Wien, Stuttgart, Oberhausen, Hannover, am Düsseldorfer Schauspielhaus und am Thalia Theater Hamburg. Mit seiner Inszenierung von Elfriede Jelineks „Winterreise“ am Stadttheater Klagenfurt wurde er zum »Radikal jung«-Festival 2013 eingeladen.
Inszenierung: Marco Štorman,
Bühne und Kostüme: Dominik Steinmann,
Sound: Gordian Gleiss
Dramaturgie: Stephanie Winter
Mit Thomas Meczele (Anatol), Franz Josef Strohmeier (Max), Alina Rank (alle weiblichen Rollen)
Nächste Vorstellungen: 16. und 24. Mai