Was passiert, wenn man überzeugt davon ist, nicht mehr liebenswert zu sein, aber einzig mit dieser Liebe überleben kann? Zwischen Krieg, Normalität und unerschütterlichem Glauben an das Gefühl suchen die Menschen in Kleists Stück mit bis zuweilen komischer Verzweiflung nach Halt.
Feldherr Amphitryon hat den Krieg gegen die Athener gewonnen. Sosias soll nun Alkmene mit der Nachricht dieses Erfolges auf die Rückkehr ihres Gatten vorbereiten. Im nächtlichen Dunkel jedoch begegnet Sosias sich selbst, das heißt: Merkur, der aussieht wie Sosias und der ihn nun mit roher Gewalt davon überzeugt, nicht er selbst zu sein, und ihm seine Identität stiehlt. Zuhause angekommen muss auch Amphitryon erfahren, dass er bereits da war. Alkmene höchstpersönlich erzählt ihm von der traumhaften Liebesnacht, die er gestern angeblich mit ihr verbracht habe. So sieht er sich, betrogen von sich selbst, sich selbst gegenüber und ringt um Selbstgewissheit. Auch Alkmene gerät über den tragischen Zweifel, ob sie mit dem richtigen Mann geschlafen hat, in existentielle Nöte. Hin und her gerissen zwischen Ver- und Mißtrauen, was die Unfehlbarkeit des inneren Gefühls anbelangt, kämpft Alkmene um die Liebe und um Amphitryon.
Regie: Florian Fiedler; Bühne: Maria-Alice Bahra; Kostüme: Irene Ip; Musik: Martin Engelbach, Frank Wulff; Dramaturgie: Sibylle Baschung; Darsteller: Christian Kuchenbuch, Julia Penner, Sebastian Schindegger, Aljoscha Stadelmann, Sabine Waibel