Im Stadttheater Fürth wird nun mit "Alles im Garten" eines der zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Albee-Stücke neu inszeniert. Der Titel beruht auf eine in den USA beliebte Redewendung. "Everything in the garden is nice and beautiful!" Ins Deutsche übersetzt heißt das sinngemäß so viel wie: "Alles ist in schönster Ordnung, auch wenn der Rasen eine Leiche deckt. Gras drüber!".
Mit diesem Spruch macht Albee ernst und treibt ihn in seinem 1967 geschriebenen Werk auf die Spitze.
Die Hauptfiguren Jenny und ihr Mann Richard sind ein Mittelklasse-Ehepaar in einem noblen New Yorker Vorort. Sie geben vor, über ihre Verhältnisse zu leben. Im Grunde wird schnell klar, welches Anspruchsdenken dahinter steckt. Auf ihr Haus, die Privatschule für den Sohn und auch das Gewächshaus im Garten wollen sie im Wettbewerb mit den Nachbarn einfach nicht verzichten. Die Angst, beim zur Schau getragenen Wohlstand nicht mithalten zu können, ist so groß, dass hinter verschlossenen Türen jeder Dollar x-mal umgedreht wird. Sohn Roger muss auf das alljährliche Ferienlager verzichten. Ein Ausweg aus dieser Situation findet sich, als Jenny durch ein Angebot verlockt wird, das mangelnde Geld buchstäblich "anzuschaffen". Auf einmal gibt es keine Geldsorgen mehr. Richard spielt zwar, als er davon erfährt, für eine Weile den Empörten. Aber auch er beruhigt sich wieder, als sich auf einer Party herausstellt, dass das Geschäft mit dem anrüchigen "Nebenerwerb" in der Vorstadt geradezu "blüht".
Dieser Situation steht lediglich Jack, ein reicher Freund des Hauses und unfreiwilliger Mitwisser, i Weg. Die Fassade der bürgerlichen Moral bricht zusammen und die gefährliche Mischung aus Geltungssucht, Geldgier und Heimlichtuerei explodiert.
Mit Witz und psychologischer Intelligenz demaskiert Albee auf beklemmende Weise, was fast überall in scheinbar besten Kreisen auf hohem Niveau abläuft. Die materialistische Gesellschaft, die sich für eine Elite hält, wirft für Geld alle Tugenden und Prinzipien auf den Misthaufen, respektive in die Senkgrube. Der Wert der Ware beherrscht die Handelnden bis zur Zerstörung ihrer psychischen und realen Persönlichkeit. Die Komödie bietet gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise auf zynische Weise Anschauungsunterricht in Sachen Geldbeschaffungsmethoden.
"Alles im Garten" spiegelt damit auf ideale Weise auch das Spielzeitmotto des Stadttheaters Fürth "Theater macht reich" wider.
Regie führt erstmals in Fürth die junge Regisseurin Alice Asper. Aufgewachsen in Bielefeld arbeitete Asper als Regieassistentin am Staatstheater Nürnberg. Seit 2005 ist sie freiberuflich als Regisseurin u.a. am E.T.A. Hoffmann-Theater Bamberg, am Stadttheater Ingolstadt und am
Staatstheater Nürnberg tätig. Asper assistierte außerdem Jürgen Flimm auf der RuhrTriennale.
Das Bühnenbild entwirft der Kulturpreisträger der Stadt Fürth des Jahres 2009 Oliver Boberg. Boberg setzt sich als bildender Künstler und Kunsterzieher insbesondere mit alltäglichen Un-Orten unserer direkten Umgebung auseinander. In kleinen Modellen stellt er Orte nach, die wir sonst übersehen, seien es Betonbauten, Hinterhöfe oder Slums.
Für die Kostüme ist Johanna Deffner verantwortlich, die letzte Saison bereits die Kostüme in Fürth bei der Händel-Oper "Acis und Galatea" entwarf. Deffner studierte Bühnen- und Kostümbild am Mozarteum in Salzburg und arbeitete u.a. am Staatstheater Oldenburg und an der Oper Frankfurt als Ausstatterin. 2008 war sie Bühnenbildmitarbeiterin von Achim Freyer an der Staatsoper Berlin.
Inszenierung: Alice Asper
Bühne: Oliver Boberg
Kostüme: Johanna Deffner
mit Oliver Bode, Michaela Domes, Ella Gaiser, Marie-Louise Gutteck, Joachim Kwasny, Stefan Maaß, Ferdinand Schmidt-Modrow, Ruth Spichtig, Hartmut Volle