Die für den Autor*innenwettbewerb nominierten Stücke zeigen eine große Bandbreite an gesellschaftlich relevanten Themen wie Integration, Familientraumata, Trauerarbeit, künstliche Intelligenz oder die drohende Rechtsradikalisierung. Dabei erreichen die Texte trotz der schweren Themen oft eine bezwingende Leichtigkeit.
Die zum Stückemarkt eingeladenen Gastspiele – unter anderem vom Deutschen SchauSpielHaus Hamburg und dem Schauspiel Stuttgart – haben in diesem Jahr als inhaltlichen Schwerpunkt die Überschreibung antiker Mythen, denen Autoren wie Thomas Köck und Roland Schimmelpfennig hochaktuelle Aspekte über Generationenkonflikte und politische Verantwortung abgewinnen.
Auch in Georgien, der Heimat von Medea und dem Schauplatz der Prometheus-Tragödie, zählen Bearbeitungen antiker Sagenstoffe zu den aktuellen Theaterarbeiten. Beispielhaft zeigen wir »Medea s01e06« von Paata Tsikolia als Gastspiel des Royal District Theatre Tbilisi.
Herzstücke des Festivals bleiben die Wettbewerbe um den Autor*innenpreis, den Jugendstückepreis, den Nachspielpreis und den SWR2 Hörspielpreis. Sie als Publikum haben die Möglichkeit, mit abzustimmen. Lassen Sie sich das nicht entgehen, seien Sie dabei! Abgerundet wird das Programm des Heidelberger Stückemarkts 2024 durch Publikumsgespräche, Podiumsdiskussionen, Konzerte und Partys.
Das Theaterfestival
An 10 Tagen im Frühling präsentiert der Heidelberger Stückemarkt seit 1984 die Avantgarde des Theaters: Neue Stücke werden gelesen und herausragende Uraufführungen aus dem deutschsprachigen Raum zu Gastspielen eingeladen. Dabei werden gesellschaftliche Diskurse angestoßen und ästhetische Tendenzen unserer Theaterlandschaft reflektiert. Das internationale Highlight des Heidelberger Stückemarkts ist das jährlich wechselnde Gastland - 2024 wird es Georgien sein.
Neben dem Gastspielprogramm richtet der Heidelberger Stückemarkt den vielbeachteten Autor*innenwettbewerb aus. Mit hochdotierten Preisen werden junge Talente aus dem deutschsprachigen Raum sowie aus dem entsprechenden Gastland gefördert. Im Rahmen des Festivals werden die nominierten Stücke in Lesungen mit dem Heidelberger Ensemble vorgestellt.
Beim Nachspielpreis werden im Sinne nachhaltiger Förderung neuer Dramatik Inszenierungen gezeigt, die einen zweiten Blick auf bereits uraufgeführte Stücke werfen. Auch das junge Theater hat mit dem Jugendstückepreis im Festival einen eigenen Schwerpunkt. Der 2021 gegründete Hörspielpreis in Kooperation mit SWR Kultur ermöglicht die Produktion und Ursendung eines prämierten Textes im Folgejahr. Seit 2021 werden außerdem herausragende Arbeiten des digitalen Theaters präsentiert.
***
Am Freitag, 26. April 2024, eröffnet die Uraufführung des Schauspiels »Blaupause« um 20:00 Uhr den 41. Heidelberger Stückemarkt. Das Gewinner*innenstück des Autor*innenpreises 2023 von Leonie Lorena Wyss bringt die bewegte Geschichte des Aufwachsens als queere Person in den Zwinger 1. Vor der Vorstellung lädt das Theater und Orchester Heidelberg zur feierlichen Festival-Eröffnung um 19:30 Uhr in den Zwinger 3 ein. Am Montag, 29. Mai 2024, ist das Eröffnungsstück »Blaupause« ein weiteres Mal im Festivalprogramm zu erleben.
Bis Sonntag, 5. Mai 2024 präsentiert der 41. Heidelberger Stückemarkt zehn Tage lang herausragende Stücke, Autor*innen und Inszenierungen aus dem gesamten deutschsprachigen Theaterraum in Heidelberg. Neben den Autor*innenwettbewerben, Gastspielhighlights wie »forecast:ödipus« des Schauspiel Stuttgart, »Fremd« (Michel Friedman) des Schauspiel Hannover und »In Memory of Doris Bither« der Schaubühne Berlin sind zudem auch Stücke aus dem diesjährigen Gastland Georgien am Theater und Orchester Heidelberg zu sehen. Mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm sowie einem Festivalzentrum auf dem Theaterplatz macht zwinger x das diesjährige Stückemarkt-Festival-Erlebnis komplett.
Rückschau: Queerness, Liebe und Verlust
Das Eröffnungsstück »Blaupause« ist die Geschichte einer jungen queeren Frau, die in der Rückschau ihr Erwachsenwerden mit all seinen Turbulenzen ein zweites Mal erlebt. Was sie sieht, ist die Entdeckung des eigenen Begehrens, die intensive Begegnung mit ihrer ersten großen Liebe und deren Verlust an einen zu frühen Tod. Unterhaltsam, rhythmisch und sprachstark erzählt Autor*in Leonie Lorena Wyss vom Coming-of-Age als weiblich gelesene Person – mit großer Sprachgenauigkeit und berührendem Humor. Neben der Auszeichnung mit dem Autor*innenpreis 2023 erhielt Wyss für das Stück »Muttertier« auch den Retzhofer Dramapreis 2023.
Die Inszenierung der Uraufführung von »Blaupause« in Heidelberg übernimmt die Regisseurin Hannah Frauenrath. Es ist ihre erste Arbeit am Theater und Orchester Heidelberg. In Bühne und Kostüm von Ausstatterin Laura Immler sind die Schauspielerinnen Esra Schreier, Katharina Ley, Katharina Uhland und Julia Staufer zu erleben. Das Publikum darf sich außerdem auf (Live-)Musik von Jeremy Heiß freuen.
Die sechs nominierten Stücke des diesjährigen Autor*innenwettbewerbs sind am ersten Festivalwochenende zu erleben. Die szenischen Lesungen finden am Samstag, 27. und Sonntag, 28. April 2024, jeweils von 13:30 bis 17:30 Uhr im Zwinger 3 statt. Die Preisverleihung (Eintritt frei) feiert das Theater und Orchester Heidelberg zum Festivalabschluss am Sonntag, 5. Mai 2024, um 21:00 Uhr.
Weitere Informationen sowie Karten unter www.theaterheidelberg.de oder an der Theaterkasse, Theaterstraße 10; 06221 / 58 20 000; tickets@theater.heidelberg.de
Alle Infos www.theaterheidelberg.de/de/festivals/11-heidelberger-stueckemarkt