Viele Texte, die man dem klassischen Theaterkanon zuordnet, vermitteln kein modernes Frauenbild - wurden doch die meisten Klassiker vor Hunderten von Jahren geschrieben. Aber häufig werden diese Geschlechterklischees auf der Bühne nicht aufgehoben und neu interpretiert, sondern reproduziert. Das liegt nicht nur am sogenannten "male gaze", dem männlichen Blick auf den Text und die darin handelnden Frauen. Sondern auch an der Geschlechterungerechtigkeit hinter der Bühne: Nur 20 bis 30 Prozent der Führungspositionen sind durch Frauen besetzt. Die Theaterbühne gilt als politischer und sozialkritischer Raum, aber über Machtstrukturen oder möglichen Machtmissbrauch innerhalb des Systems wird kaum gesprochen.
Das Bewusstsein für Gleichberechtigung am Theater ist nicht erst seit der #MeToo-Debatte vorhanden. Aber wie sieht es konkret im Arbeitsalltag aus? Theaterschaffende erzählen ihre Sicht der Dinge, sprechen von ihren persönlichen Erfahrungen, dem Status Quo und unterschiedlichen Lösungsansätzen - von polarisierend und radikal bis zu moderat und kompromissbereit. Eine neue Generation an Theatermacherinnen und Theatermachern steht in den Startlöchern, um ein theoretisches Umdenken tatsächlich auch in die Praxis umzusetzen.
Die Sendung ist ab Freitag, 18. Dezember 2020, drei Monate lang in der 3sat-Mediathek abrufbar. Bereits am Donnerstag, 17. Dezember 2020, 19.20 Uhr, zeigt das 3sat-Magazin "Kulturzeit" einen Beitrag zu diesem Thema.