Für die 1914 in Wien uraufgeführte Oper Notre Dame von Franz Schmidt ist das stimmungsvolle Ambiente des Klosterhofs wie geschaffen. Entstanden nach der Vorlage von Victor Hugos Roman Notre-Dame de Paris (Der Glöckner von Notre-Dame), ist sie eine eigentliche Hommage an eine Kathedrale. Zuerst an die geschichtsträchtige französische Nationalkirche im Herzen von Paris,deren Bedeutung durch den verheerenden Grossbrand vom April 2019 und die Reaktionen darauf
wieder unmissverständlich unter Beweis gestellt wurde. Dann aber wird die Festspieloper auch zur Hommage an die St.Galler Kathedrale, die als Teil des Stiftsbezirks seit bald vierzig Jahren zum Unesco-Weltkulturerbe gehört.
Vor dieser Kulisse entfaltet sich in Franz Schmidts Oper ein packendes Spiel zwischen weltlicher und geistlicher Macht, in dem ein Philosoph, ein Offizier, der Glöckner und sogar der Stellvertreter des Bischofs um die Gunst Esmeraldas buhlen. Die Überlagerung von realem und fiktivem Schauplatz mit der Handlung entspricht mit diesem Werk in idealer Weise dem Konzept der St.Galler Festspiele, deren Kerngedanke seit den Anfängen die Verknüpfung der Opernhandlung mit der sakralen AuradesStiftsbezirks ist. Voll zum Tragen kommt mit Notre Dame auch das Bestreben, mit den St.Galler Festspielen wenig bekannten Opernperlen eine Bühne zu geben.
Der österreichische Spätromantiker Franz Schmidt schrieb im Einflussbereich von Richard Wagner, Anton Bruckner, Franz Liszt und Richard Strauss Sinfonien von betörender Musikalität. Auch sein Opernerstling ist geprägt von opulenter hochromantischer Melodik. Nach der Uraufführung waren die Kritiken geteilt, das Publikum war begeistert. Trotzdem wurde seine Musik ausserhalb von Wien in der Folge kaum aufgeführt. Notre Dame kam in der Schweiz bisher erst einmal, in den 50er Jahren in Bern, auf die Bühne. In der St.Galler Erstaufführung hat Michael Balke die musikalische Leitung, Regie führt Carlos Wagner.
"Notre Dame", Oper von Franz Schmidt
Musikalische Leitung: Michael Balke
Inszenierung: Carlos Wagner
Bühne: Rifail Ajdarpasic
Kostüm: Chistophe Ouvrard
Licht: Guido Petzold
Ton: Benjamin Schultz, Stephan Linde
Choreografie: Alberto Franceschini
Choreinstudierung: Michael Vogel
Dramaturgie: Marius Bolten
Esmeralda: Anna Gabler / Sofija Petrovic
Der Archidiaconus: Simon Neal / Jens Søndergaard
Quasimodus: David Steffens / Sam Taskinen
Phoebus: Clay Hilley / Roman Payer
Gringoire: Cameron Becker / Nik Kevin Koch
Ein Offizier: Shea Owens / David Maze
Chor des Theaters St.Gallen
Opernchor St.Gallen
Prager Philharmonischer Chor
Tanzkompanie des Theaters St.Gallen
Sinfonieorchester St.Gallen
Premiere
Freitag, 25. Juni 2021
21 Uhr, Klosterhof
Weitere Vorstellungen
Samstag, 26. Juni 2021, 21 Uhr
Dienstag, 29. Juni 2021, 21 Uhr
Freitag, 2. Juli 2021, 21 Uhr
Samstag, 3. Juli 2021, 21 Uhr
Mittwoch, 7. Juli 2021, 21 Uhr
Freitag, 9. Juli 2021, 21 Uhr
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Tanz: Echo
Mit der besonderen Atmosphäre der spätbarocken Stiftskirche setzt sich auch Kinsun Chan in seinem Tanzstück Echo auseinander. Dieser Raum erzähle seinen Besucher*innen beim ersten Eintreten sofort etwas, findet der Leiter der Tanzkompanie des Theaters St.Gallen. „Mit der Geschichte, dem Inhalt eines solchen Raumes muss ich in meiner Arbeit entweder mitgehen oder einen Kontrast dazu setzen. Mit Echo versuchen wir kontrastierend zu arbeiten und trotzdem einen Moment des Einklangs zu finden“, sagt Chan zu seinem Konzept. Sein Stück setzt sich mit dem Klangphänomen des Echos auseinander und greift die Liebesgeschichte von Echo und Narziss aus der griechischen Mythologie auf. Die Musik hat der Schlagzeuger Fritz Hauser geschrieben, der die klangliche Auslotung des Raumes zusammen mit weiterenSchlagzeuger*innen auch live spielt. Es tanzt die Tanzkompanie des Theaters St.Gallen.
Echo
Tanzstück von Kinsun Chan
Mit Echo choreografiert der Leiter der Tanzkompanie des Theaters St.Gallen, Kinsun Chan, das
erste Mal für den Tanz in der Kathedrale. Gemeinsam mit dem Schlagzeuger Fritz Hauser
entsteht das Werk Echo, eine intensive Auseinandersetzung mit Raum und Klang. Fritz Hausers
Komposition nimmt gemeinsam mit acht Schlagzeuger*innen und Willibald Guggenmos an der
Orgel eine klangliche Auslotung des Raumes der Stiftskirche vor. Dieser Klangraum wird
Ausgangspunkt für Kinsun Chans Choreografie, welche die Bedeutung des Titels Echo aufgreift.
Inspiriert vom Widerhallen eines Klangs bis zum Moment seines Verschwindens entsteht ein
Werk, das den besonderen Raum der Stiftskirche neu erlebbar macht.
Choreografie und Kostüm: Kinsun Chan
Musik: Fritz Hauser
Licht: Andreas Enzler
Dramaturgie: Caroline Damaschke
Tanz: Pamela Campos, Guang-Xuan Chen, Swane Küpper, Mei-Yun Lu, Naiara Silva de Matos,
Piran Scott, Minghao Zhao
Uraufführung
Mittwoch, 30. Juni 2021
21 Uhr, Kathedrale
Weitere Vorstellungen
Montag, 5. Juli 2021, 21 Uhr
Donnerstag, 8. Juli 2021, 21 Uhr