Im Dezember feiern zwei Produktionen im SchauspielPremiere, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten. »Foxfinder« und »Schöne Bescherungen« gewähren einen Einblick in menschliche Verhaltensmuster und Abgründe, die sich in Extremsituationen auftun. Sei es die Suche nach einem unbekannten Feind in »Foxfinder« oder die soziale Herausforderung, ein entspanntes Weihnachten zu feiern, wie es in »Schöne Bescherungen« ausführlich und in aller Komik dargestellt wird.
In einer nicht weit entfernten Zukunft, in der ländlichen Region eines totalitär regierten Englands: Die Bauern Judith und Samuel geraten ins Visier der Behörden. Aufgrund schlechten Wetters wird ihr Hof die geforderte Erntenorm nicht halten können. Eine Untersuchung wird daraufhin eingeleitet, geführt von dem jungen William. Der quartiert sich bei den Eheleuten ein und dringt mit höchst intimen Fragen in ihr Leben. Als »Foxfinder« hat er zu ermitteln, ob etwa Füchse für die Misere der umliegenden Bauernhöfe verantwortlich sind. Füchse – so hat William von klein auf gelernt – sind der Todfeind und an allem schuld. Die kontaminieren Böden, manipulieren den menschlichen Geist, töten kleine Kinder. Dass William nie einen Fuchs gesehen hat, bestätigt seinen Wahn: Sie müssen existieren. Seine Besessenheit lässt die Dorfgemeinschaft implodieren: Misstrauen und Angst verwandeln Freundschaft in Verrat. Samuel verfällt dem Wahnsinn. Geschickt zeichnet die britische Autorin Dawn King in ihrer dystopisch kafkaesken Parabel das Bild eines auf Angst setzenden Fundamentalismus, verpackt in grotesk-komische Situationen des alltäglichen Landlebens mit einem gehörigen Schuss düsterer Unheimlichkeit.
"Foxfinder" von Dawn King | Ein Jägerstück auf dem Lande | Deutsch von Anne Rabe
Premiere Fr. 9. 12., 19.30 Uhr, Schauspielhaus/Studio
Vorstellung im Dezember Do. 15. 12., 19.30 Uhr, Schauspielhaus/Studio
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Alle Jahre wieder! Die Familie kommt zusammen und feiert das Fest der Feste: gutes Essen, nette Plaudereien, alle sind hübsch gekleidet und versprechen lieb zueinander zu sein. Aber »Stille Nacht, heilige Nacht«? Von wegen! Denn unter dem gutbürgerlich segensreichen Schein brodelt ordentlich der Konfliktherd. Wie bei Neville und Belinda, ihren lieben Verwandten samt weniger geschätzten Anverwandten und dem minderjährigen Anhang. Und bevor es so richtig gemütlich wird, geht’s schon los: Harvey nervt Bernhard, der wiederum treibt alle in den Wahnsinn mit seiner Puppenaufführung, Eddie lässt seine schwangere Frau Pattie links liegen und vor Phyllis sollte der Alkohol versteckt werden. Als sich dann noch Belinda in Rachels mitgebrachten Schriftstellerfreund Clive verliebt, ist die allweihnachtliche Katastrophe komplett: Unterm geschmückten Baum werden Ehen gebrochen, vermeintliche Geschenkdiebe angeschossen.
Alan Ayckbourn kostet das Spannungspotential Weihnachten mit perfektem Timing für Slapstick aus und lässt genüsslich jede nur denkbare Konfliktbombe platzen. Ein Spaß, den man auch noch nach Weihnachten genießen kann. Denn nach dem Fest ist bekanntlich vor dem Fest.
"Schöne Bescherungen" von Alan Ayckbourn | Eine alljährige Komödie | Deutsch von Max Faber
Premiere Sa. 10. 12., 19.30 Uhr, Schauspielhaus/Bühne
Vorstellung im Dezember So. 11. 12., 19.30 Uhr/Fr. 23. 12. , 19.30 Uhr / So. 25. 12. , 19.30 Uhr/Sa. 31. 12., 16.00 Uhr & 20.00 Uhr, Schauspielhaus/Bühne