Gezahlt wird längst nicht mehr. Strasser, ein abgedankter Offizier und abgehalfterter Leinwandstar, ist nicht mehr liquide. Zusammen mit seinem Kellner Max, einem ehemaligen Designer, hat er versucht, sich mit Autoschieberei über Wasser zu halten. Und der Hotel-Chauffeur Karl, der wegen einer Totschlagaffäre im Zuchthaus landete, ist ebenfalls bankrott. Einziger noch zahlender Gast ist die vermögende Baronin Ada Freifrau von Stetten. Eines Tages platzt die junge Mutter Christine in diesen Alltag von Warten und Selbstbetrug. Sie ist auf der Suche nach ihrem Exgeliebten Strasser, dem Vater ihres Kindes, doch alle machen sich lustig über sie. Gemeinsam gegen Christine! – das ist das Motto der Männer, die Strasser nicht im Stich lassen wollen.
Erst als bekannt wird, dass Christine vermögend ist, buhlen die Herreninsassen des Hotels plötzlich allesamt um sie. Gier und Grausamkeit sind die Gebote der Stunde. In dem trostlosen Alltag, von der Auflösung gewohnter Strukturen begleitetem Dasein, ist sich jeder selbst der nächste. Zwischen den kaputten und skrupellosen Randgestalten entspinnt sich ein Machtkampf, der keine Gewinner, nur Verlierer kennt.
Ödön von Horváths Komödie „Zur schönen Aussicht“ ist 1926 entstanden. Die Gesellschaftssatire, deren Uraufführung am Dresdner Residenztheater im Jahr der Weltwirtschaftskrise ausfiel, wurde erst 1969 in Graz uraufgeführt. Vor idyllischer Kulisse wird der trostlose Alltag einer dem Untergang geweihten Gesellschaft gezeigt. Die Österreicherin Susanne Lietzow, die 2014 den Nestroy-Preis erhielt und zuletzt den Schwank „Der Raub der Sabinerinnen“ am Staatsschauspiel inszenierte, bringt das Stück, das heute angesichts sich verschärfender wirtschaftlicher Konflikte aktueller denn je erscheint, auf die Bühne des Palais im Großen Garten.
Mit: Holger Bülow, Thomas Eisen, Gilbert Handler, Marcus Off, Sebastian Pass, Antje Trautmann, Paula Skorupa, Claudius von Stolzmann
Regie: Susanne Lietzow,
Bühne und Kostüm: Marie-Luise Lichtenthal,
Musik: Gilbert Handler,
Video: Petra Zöpnek,
Dramaturgie: Julia Weinreich