Heiner Müller, einer der großen Dramatiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und einer der wichtigsten Dichter der DDR, formulierte in der „Wolokolamsker Chaussee“ mit kraftvollen poetischen und vielschichtigen Texten den widersprüchlichen Weg, den die Idee des Sozialismus nahm. Der Zyklus – bestehend aus fünf voneinander unabhängigen Kurzdramen, die dennoch miteinander im Zusammenhang stehen – entstand zwischen 1984 und 1987.
In Mario Holetzecks Inszenierung tauchen acht Menschen verschiedener Generationen in faszinierende bildhafte Erinnerungsräume ein, die jeweils bedeutende historische Momente umreißen. Die Teile I und II führen in den Zweiten Weltkrieg, wo im Oktober 1941 auf der Wolokolamsker Chaussee, einer 120 km langen Fernstraße von Moskau nach Westen, die Rote Armee den Vormarsch der Deutschen Wehrmacht stoppte. Hier kämpft ein sowjetischer Kommandeur gegen die Angst und für die Moral seiner Soldaten und muss Entscheidungen fällen. Teil III folgt der Spur der sowjetischen Panzer in die noch junge DDR, wo sich am 17. Juni 1953 während des Streiks ein Betriebsdirektor und sein Stellvertreter ein Duell liefern. Satirisch wird es in Teil IV, denn im scheinbar etablierten sozialistischen Staat geschehen absurde Dinge: Ein Bürokrat, der sich der Produktion staatssichernder Ordnungswidrigkeiten verschrieben hat, verwächst untrennbar mit seinem Schreibtisch. Teil V spielt vor dem Hintergrund der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968. Er thematisiert den Verrat eines staatstreuen Funktionärs an seinem Sohn und damit den Riss zwischen den Generationen, der als Wunde nachwirkt.
In der Cottbuser Wieder-Erkundung dieses großartigen Theatertextes spielen Heidrun Bartholomäus, Sigrun Fischer, Kristin Muthwill, Lucie Thiede, Michael Becker, Oliver Breite, Johannes Kienast und Thomas Harms.
Zum Stück entwickelt Schauspielkapellmeister Hans Petith mit den Musikern Tobias Dutschke, Dietrich Petzold und Lu Schulz eine Komposition, die live zur Inszenierung gespielt wird.
Weitere Termine in dieser Spielzeit:
Dienstag, 23. Juni 2015, 19.30 Uhr, Großes Haus
Sonntag, 28. Juni 2015, 19.00 Uhr, Großes Haus
Karten:
Für die Premiere und die nächsten Vorstellungen sind Karten erhältlich im Besucher-Service,
Ticket-Telefon 0355/ 7824 24 24