Verschwinden, Bewahren, Erinnern, darum kreisen Ludwig Haugk und Stefan Schneider in ihrer Collage "Enthusiasm IX". In Hoyerswerda erobert sich die Natur ein Abrissgebiet zurück, in Wuppertal verschwindet das Naturkundemuseum, in Düsseldorf verschwinden die Tierplastiken des Künstlers Josef Pallenberg, die Künstlerin Chris Reinecke verschwindet hinter ihrem Alter Ego, die Luftbildaufnahmen der Alliierten vom im 2. Weltkrieg zerstörten Düsseldorf verschwinden im Stadtarchiv. Zwei Vogelwesen denken darüber nach, ob sie verschwinden sollen. Hinter all den verschiedenen Beispielen verbirgt sich ein leises wehmütiges Nachdenken darüber, was wir vergessen und was wir erinnern, wobei sich die Beispiele vorwiegend auf der lokalen Ebene bewegen und wohl nie den Hauch des Mythos einer in Lindenblütentee getunkten Madeleine erhalten werden. Zu einer kollektiven Erinnerungskultur werden sie sich kaum aufschwingen können.
Ganz verschwunden sind die Erinnerungsstücke ja nicht, sondern allenfalls vergessen, denn immerhin werden sie in Museen aufbewahrt und archiviert; Pallenbergs Skulpturen und die Exponate des Wuppertaler Naturkundemuseums in Benrath, die Luftaufnahmen im Stadtarchiv und Pallenbergs Hirsch ist unübersehbar im Düsseldorfer Hofgarten zu besichtigen. Selbst Chris Reinecke ist nicht verschwunden, sondern mit einer Arbeit in der Aufführung präsent. Das Manko dieser Collage ist, dass mit einer ungenauen Definition hantiert wird. Denn eigentlich ist nicht das Verschwinden das große Thema, sondern das Vergessen. Und problematisch wird das Ganze, weil es etwas in Erinnerung rufen will, von dem die meisten gar nicht wissen, dass es überhaupt existiert hat. Die multimediale Umsetzung mit Exponaten, Textvorträgen, Musik, choreographischen Einlagen vermag das nicht wirklich aufzuwiegen und ist zudem phasenweise etwas zu langatmig geraten.
Mit
Lucas Croon
Ludwig Haugk
Christina Irrgang
Elena Schmidt
Stefan Schneider
Martin Schnippa
Regie: Ludwig Haugk / Konzept
Stefan Schneider / Konzept
Bühne: Chris Reinecke / Installation
Musik: Lucas Croon, Stefan Schneider
Dramaturgie: Marie Milbacher / Projektassistenz
Premiere 6.2.14