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Wagner-Ehrung in der Oper Chemnitz 30.5.-2.6.2013Wagner-Ehrung in der Oper Chemnitz 30.5.-2.6.2013Wagner-Ehrung in der...

Wagner-Ehrung in der Oper Chemnitz 30.5.-2.6.2013

"Parsifal", Premiere: 1. Juni 2013, 18.00 Uhr im Opernhaus

"Tannhäuser", Wiederaufnahme: 30. Mai 2013, 18.00 Uhr im Opernhaus

"Tristan und Isolde", Wiederaufnahme: 2. Juni 2013, 16.00 Uhr im Opernhaus

 

 

Das Jahr 2013 steht für die Musikwelt ganz im Zeichen des 200. Geburtstags von Richard Wagner. Auch in Chemnitz gehörten seine Werke von Anfang an zum Standardrepertoire. „Tannhäuser“ war beispielsweise schon 1864 erstmalig hier zu sehen, und „Parsifal“ erlebte unmittelbar nach Ablauf der 30-jährigen Schutzfrist 1914 seine sächsische Erstaufführung im Chemnitzer Opernhaus. Mit „Parsifal“ wurde dieses Haus auch 1992 nach der Rekonstruktion wiedereröffnet. Nun steht das Bühnenweihfestspiel in einer Neuinszenierung von John Dew im Mittelpunkt der Chemnitzer Wagner-Ehrung. Neben dieser Produktion sind als Wieder-aufnahmen „Tannhäuser“ sowie „Tristan und Isolde“ in der Regie von Michael Heinicke zu sehen.

 

"Parsifal"

Bühnenweihfestspiel von Richard Wagner

Premiere: 1. Juni 2013, 18.00 Uhr im Opernhaus Chemnitz

Musikalische Leitung: Frank Beermann

Inszenierung: John Dew

Einstudierung: Marcelo Buscaino

Bühne: Heinz Balthes

Kostüme: José Manuel Vázquez

mit: Heiko Trinsinger (Amfortas), Thomas Mäthger (Titurel), Sami Luttinen (Gurnemanz), Matti Turi (Parsifal), Susanne Schimmack (Kundry), Hannu Niemelä (Klingsor) u. a.

Koproduktion mit dem Staatstheater Darmstadt

 

Parsifal, der „reine Tor“, muss einen langen Weg zurücklegen, bevor er seine wahre Berufung erkennt. Erst nach vielen Lehrjahren findet er das Gralsgebiet wieder, das er schon einmal unwissend besucht hatte. Durch Kundrys Liebeskuss hellsichtig geworden, kann er nun mit Hilfe des heiligen Speers die ersehnte Erlösungstat vollbringen: Der Gralsorden ist gerettet.

 

Richard Wagner schuf im freien dichterischen Umgang mit Motiven aus verschiedenen Sagen und Legenden, Elementen aus christlicher und buddhistischer Religion sowie Schopenhauers Ideenwelt mit seinem „Parsifal“ eine ganz eigene mythologische Welt. Als „Bühnenweihfestspiel“, also als ein Werk, das die Bühne als geweihte Stätte behandelt, wollte er seine letzte Oper verstanden wissen. Wagner strebte danach, mit ihr einen Kult zu gründen, durch den der - Wagners Ansicht nach - dekadente gesellschaftliche Verfall aufgehalten und „geheilt“ werden sollte. Etwa 30 Jahre lang durfte „Parsifal“ nur im Bayreuther Festspielhaus aufgeführt werden. Ab 1913 jedoch wurde das Werk auch an weiteren Häusern gespielt und erlebte 1914 seine sächsische Erstaufführung am Opernhaus Chemnitz.

 

John Dew inszenierte „Parsifal“ bereits 2008 für das Staatstheater Darmstadt. Dabei richtete er sich an einem Satz aus, den Richard Wagner im wichtigsten Text zu seinem Parsifal niederschrieb: „Man könnte sagen, dass da, wo die Religion künstlich wird, der Kunst es vorbehalten sei, den Kern der Religion zu retten.“ Nun wird die Produktion anlässlich des Wagner-Jahres 2013 mit einem neuen Solistenensemble, dem Chemnitzer Opernchor und der Robert-Schumann-Philharmonie neu einstudiert.

 

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"Tannhäuser"

Romantische Oper von Richard Wagner

Wiederaufnahme: 30. Mai 2013, 18.00 Uhr im Opernhaus Chemnitz

Musikalische Leitung: Frank Beermann

Inszenierung: Michael Heinicke

Bühne und Kostüme: Peter Sykora

mit: Kouta Räsänen (Landgraf), Jon Ketilsson (Tannhäuser), Heiko Trinsinger (Wolfram von Eschenbach), Edward Randall (Walther von der Vogelweide), Matthias Winter (Biterolf), André Riemer (Heinrich der Vogler), Martin Gäbler (Reinmar von Zweter), Astrid Weber (Venus / Elisabeth), Jana Büchner (Hirt)

 

Tannhäuser, eigentlich dem Kreis der Ritter und Sänger um den Landgrafen Hermann zugehörig, ist ein Außenseiter, ein ständig Unzufriedener, wird als Störenfried wahrgenommen. Er ist „nie und nirgends etwas nur ‚ein wenig’, sondern alles voll und ganz“, wie Wagner es ausdrückte. Die Gestaltung dieser Figur lag Wagner sehr am Herzen, wie man aus den folgenden Zeilen lesen kann, brachte sie doch einen großen Teil seiner eigenen Empfindungen zum Ausdruck: „Es war eine verzehrend üppige Erregtheit, die mir Blut und Nerven in fiebernder Wallung erhielt, als ich die Musik des ‚Tannhäuser’ entwarf und ausführte. Meine wahre Natur, die mir im Ekel vor der modernen Welt und im Drange nach einem Edleren und Edelsten ganz wiedergekehrt war, umfing wie mit einer heftigen und brünstigen Umarmung die äußersten Gestalten meines Wesens, die beide in einen Strom: höchstes Liebesverlangen, mündeten.“

 

„Tannhäuser“, die fünfte Oper von Richard Wagner, gilt als wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Komponisten, da hier die noch im „Fliegenden Holländer“ beibehaltene Nummerneinteilung zugunsten einer eher durchkomponierten, stark mit der Dichtung verschmolzenen Szenenform aufgegeben wurde. Die Uraufführung des Werkes fand am 19. Oktober 1845 an der Hofoper Dresden statt, wobei sich der Erfolg beim Publikum erst nach einigen Vorstellungen einstellte. Bemerkenswert ist, dass diese Oper Wagner Zeit seines Lebens nicht mehr losließ und er immer wieder Umarbeitungen vornahm, am bekanntesten ist die für Paris 1861, die auch der Chemnitzer Aufführung in der Inszenierung von Michael Heinicke zugrunde liegt.

 

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"Tristan und Isolde"

Handlung in drei Aufzügen von Richard Wagner

Wiederaufnahme: 2. Juni 2013, 16.00 Uhr im Opernhaus Chemnitz

Musikalische Leitung: Frank Beermann

Inszenierung: Michael Heinicke

Bühne: Reinhart Zimmermann

Kostüme: Joachim Herzog

mit: John Treleaven (Tristan), James Moellenhoff (König Marke), Sabine Hogrefe (Isolde), Heiko Trinsinger (Kurwenal), Tuija Knihtilä (Brangäne), Andreas Kindschuh (Melot), André Riemer (Ein Hirt / Stimme eines jungen Seemanns), Jürgen Mutze (Ein Seemann)

 

Die Unmöglichkeit, ihre Liebe leben zu können, bindet als unheilbare Wunde die irische Königstochter Isolde an den gegnerischen Heerführer Tristan. Als Sieger in der Schlacht gegen die Iren hatte Tristan Morold, den Verlobten Isoldes, getötet, war dabei selbst verletzt worden und hatte bei Isolde Pflege und Heilung gefunden. Obwohl sie Tristan als Täter erkannte, vermochte sie es nicht, Rache zu üben, sondern verliebte sich in ihn, wie auch er sich in sie verliebte. Sühne für Schuld und Vertrauensbruch scheint nur im gemeinsamen Tod möglich. Aber Brangäne hat nicht den Todestrank, sondern einen Liebestrank gemischt …

 

Mitten in der Arbeit an der Orchesterskizze des „Siegfried“ unterbrach Wagner 1857 die Vollendung des „Rings“, um sich dem „Tristan“-Stoff zuzuwenden. Zwar kannte er das „Tristan“-Epos Gottfried von Straßburgs bereits aus seiner Dresdner Zeit, doch musste sich erst ein persönlicher Bezug herstellen, um den Schaffensprozess auszulösen. Er ergab sich in dem widerspruchsvollen Verhältnis Wagners zu Mathilde Wesendonck, das von Liebe und Verzicht geprägt wurde und ihn alle seelischen Schmerzen durchleiden ließ.

 

 

 

 

 

 

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