Fluchtarien erzählt von Schicksalen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: von einem jungen Mädchen, das einer Verheiratung zu entfliehen sucht, von einer fünfzigjährigen Mutter und analphabetischen Hausfrau, die durch den Krieg gezwungen ist, plötzlich die gesamte Verantwortung für das Schicksal ihrer überlebenden Familienmitglieder zu übernehmen und von einer politischen Aktivistin, die dem Tod nur knapp entronnen ist.
Aus unterschiedlichen Kontinenten führen die verschlungenen Wege der drei Frauen nach Wien - übers Meer, zu Fuß durch die winterlichen Wälder, mit gefälschten Papieren, ohne je einen Pass besessen zu haben. So unterschiedlich sie sind, so viele Parallelen haben sie, denn mit der Ankunft in Österreich sind sie ähnlichen Fragestellungen ausgesetzt.
In der Geschichte der preisgekrönten Erfolgsautorin Julya Rabinowich finden drei Monologe nebeneinander statt - ohne das diese auf den ersten Blick etwas miteinander zu tun haben. Auf den zweiten Blick jedoch erkennt man ein großes, gemeinsames Thema: das der Entwurzelung, der Verfolgung, der Entfremdung und des Versuchs einer Neudefinition. Die in jeder Hinsicht unsichere Situation der drei Frauen wird im Empfangsraum durch die Einrichtung von Veronika Barnaš in einen länderneutralen Aufbewahrungs- und Durchgangsort verwandelt.
Text, Konzept: Julya Rabinowich
Raum und szenische Gestaltung, Konzept: Veronika Barnaš
Mit: Luisa Katharina Davids, Patricia Hirschbichler, Katharina Vötter; Wolf Dähne
Veronika Barnaš
geboren 1978 in Wien, studierte von 1999-2001 in der Meisterklasse Metall und von 2001-2006 raum&designstrategien, beides an der Kunstuniversität Linz. Veronika Barnas arbeitet künstlerisch raumbezogen und mit unterschiedlichsten Medien. Ein Schwerpunkt ist die Auseinandersetzung mit individuellen Raumkonstruktionen („subjektive Kartographie“) sowie Methoden ihrer Darstellbarkeit. Insbesondere im Zusammenhang mit Literatur, Sprache und Biographien, wobei immer der „Raum“ in seinen unterschiedlichsten Bedeutungen und Ausprägungen den großen Kontext darstellt.
2008: „Strasse des Exils - Weit?... Von wo?“ - Ausstellung österreichischer Exilliteraten im Empfangsraum des Volkstheater Wien. Organisiert/kuratiert die Ausstellungsreihe unORTnung in Wien.
Lebt und arbeitet in Wien.
Julya Rabinowich,
geboren 1970 in St. Petersburg. 1977 entwurzelt und umgetopft nach Wien. 1998-2006 Studium an der Universität für Angewandte Kunst Wien, Diplom 2006. Preise und Stipendien: exil-literaturpreis Schreiben zwischen den Kulturen 2003, Arbeitsstipendium der Stadt Wien 2004. Ihr Debütroman „Spaltkopf“ erschien im Oktober 2008 in der edition exil, für den sie den Rauriser Literaturpreis 2008 erhielt.
Lebt als freie Malerin und Schriftstellerin mit ihrer Tochter in Wien.
Kartentelefon: 01-52111-400
www.volkstheater.at
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