Seit 2008 ist das Ballhaus Naunynstraße als postmigrantisches Theater Labor für Strategien des Aufbegehrens gegen Diskriminierung und Bühne für translokale Perspektiven, deren Selbstverständlichkeit noch nicht gegeben ist. Mit dem Festival VOICING RESISTANCE werden nun erstmals bei uns künstlerische Stimmen des Widerstands aus Kairo, Marrakesch, Jenin, Ramallah, Beirut und Kreuzberg laut.
In welche Gestalt können Widerstand und Aufbegehren auf der Bühne schlüpfen? Was ist wichtig? Welche Geschichte muss, welche kann erzählt werden? Wem, von wem, wo, und in welcher Form?
Laila Soliman thematisiert in NO TIME FOR ART – einer Dokumentar-Performanceserie, deren neuer Teil zur Eröffnung von VOICING RESISTANCE Premiere feiert – Polizei- und Militärgewalt und hinterfragt die Vereinbarkeit von Kunst und Realität in Anbetracht der Opfer, die täglich gebracht werden. In der Tanzperformance AALÉEF ist es der fiktive Zuschauer auf der Bühne, gegen den Taoufiq Izzediou aufbegehrt, während er sich mit den realen Zuschauern verbündet. Die Absolventen der Schauspielschule des FREEDOM THEATRE bringen mit ihrem Abschlussprojekt WHILE WAITING eine exemplarische Suche nach Solidarität und Sinn trotz ständiger Stagnation auf die Bühne. In SILK THREAD ringen die jungen Frauen und Männer der ZOUKAK THEATRE COMPANY um Emanzipation und mit seinem LIEBESBRIEF hinterfragt Ruud Gielens die andere Seite der Revolution.
Aus ganz persönlichen Erzählungen von Widerstand zwischen Revolution und Alltag speist sich die Performance-Reihe DIARIES mit den Künstler_innen Wafa Hourani, Mariam Abu-Khaled und Batoul Taleb, Bassem Yousri, Maya Zbib und Taoufiq Izzediou.
Filmisch wird die Liebesgeschichte von Osama und Jasmin in LOVE DURING WARTIME und ihre Kämpfe gegen Rassismus und für Anerkennung von Ramallah und Jerusalem bis nach Neukölln begleitet, den jugendlichen Macherinnen des akademie der autodidakten-Filmprojekts „REVOLUTION IN X-BERG?“ gefolgt auf ihrer Suche nach den Blüten des Protests im Kiez. Außerdem lädt die akademie der autodidakten junge Berliner zum Theaterworkshop ES WAR EINMAL, ES WAR KEINMAL mit der ZOUKAK THEATRE COMPANY ein.
In Zusammenarbeit mit der UNION DES THÉÂTRE DE L’EUROPE entwickeln Autoren aus Griechenland, Italien, Israel und Österreich Kurzstücke über Protest-, Social Justice- und Occupy-Bewegungen in Europa, die als szenische Lesungen mit Künstlern aus dem Ballhaus-Netzwerk gezeigt werden.
Dazu gibt es im Konzert mit Mustafa Said eine der melodischsten Stimmen des Tahrir zu hören. Die palästinensischen HipHop-Stars DAM rappen das erste Mal in Deutschland und fangen damit in der Naunynstraße an.
www.ballhausnaunynstrasse.de