Jedes Jahr zu Irinas Geburtstag offenbart sich die Diskrepanz aus Wunsch und Wirklichkeit im Leben der drei Protagonistinnen. Eine fröhliche Party kommt nicht zustande, stattdessen gehört kollektives Wundenlecken zu diesem jährlich wiederkehrenden Ritual: Olga ist angeödet von ihrem Job als Lehrerin. Irina kann sich kaum zu ihrem Studium aufraffen und verbringt die meiste Zeit im Bett. Mascha hat eine Affäre mit dem verheirateten Georg, wagt aber nicht, ihren langweiligen Mann zu verlassen und ein neues Leben zu beginnen. Einzig Andrej hat geheiratet. Aber die spießbürgerliche Enge seiner Kleinfamilie stellt keine attraktive Alternative für den Familienvater dar.
Drei missratene Geburtstage bilden in Villa Dolorosa die einzelnen Episoden, die mit viel Situationskomik vom Schicksal der drei Schwestern erzählen – und anhand derer eine Generation veranschaulicht wird, die sehnsüchtig auf ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben hofft, aber nicht die Kraft aufbringt, dafür zu kämpfen.
Rebekka Kricheldorf hat mit Villa Dolorosa eine komödiantische und zeitgemäße Bearbeitung von Anton Tschechows Drei Schwestern geschrieben. Obwohl die junge Autorin einen der größten Klassiker des modernen Theaters in die Gegenwart überführt hat, bleibt ihre Adaption hinsichtlich der Figurenkonstellation ganz nah beim Original: Olga, Mascha und Irina sind zwar einerseits junge Frauen von heute, selbstbewusst und lebenslustig, andererseits stehen die Wiedergängerinnen mit ihren liebenswerten Eigenarten aber auch am Rande eines Nervenzusammenbruchs.
Axel Stöcker, geboren in Wuppertal, studierte Germanistik, Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft bevor er als Regieassistent ans Frankfurter Schauspiel ging und dort mit Regisseuren wie Benjamin Korn, Einar Schleef, Peter Palitzsch und Ingo Warszerka zusammenarbeitete. 1989 und 1990 entstanden am Schauspiel Frankfurt erste eigene Regiearbeiten, anschließend wurde Axel Stöcker als Hausregisseur am Volkstheater Rostock engagiert. Seit 1993 arbeitet er als freier Regisseur und hat seitdem an zahlreichen Theatern in Deutschland und Österreich mehr als achtzig Inszenierungen realisiert. Nach den Schauspielproduktionen Wie werde ich reich und glücklich? von Joachimson/Spoliansky (2000), Viktoria und ihr Husar von Paul Abraham (2000) und Kampf des Negers und der Hunde von Bernard-Marie Koltès (2008) ist mit Villa Dolorosa von Rebekka Kricheldorf eine vierte Regiearbeit von Axel Stöcker in Würzburg zu sehen.
Regie: Axel Stöcker
Bühne und Kostüme: Tanja Hofmann
Dramaturgie: Roland Marzinowski
MIT
Irina Freudenbach: Marianne Kittel
Olga Freudenbach: Maria Brendel
Mascha Klepstedt-Freudenbach: Petra Hartung
Andrej Freudenbach: Uwe Fischer
Georg: Timo Ben Schöfer
Janine: Theresa Palfi