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VIEL LÄRM UM NICHTS von William Shakespeare im Burgtheater WienVIEL LÄRM UM NICHTS von William Shakespeare im Burgtheater WienVIEL LÄRM UM NICHTS von...

VIEL LÄRM UM NICHTS von William Shakespeare im Burgtheater Wien

Premiere am Am 8. Dezember 2006, 19.00 Uhr.

In Shakespeares aberwitziger Komödie prallen verschiedene Wirklichkeitsebenen aufeinander. Die Männer kehren aus einem Krieg zurück ins "heimische Paradies", in dem die Frauen bis dato ganz gut ohne einen Mann an ihrer Seite zurechtkamen. Sie fühlen sich fremd in dieser Welt, in der plötzlich nicht mehr mit Schwertern um den Sieg, sondern mit Worten um Gefühle gekämpft wird.

Zwei Paare, die verschiedener nicht sein könnten, werden einander gegenüber gestellt: Auf der einen Seite Claudio und Hero, die lieber heute als morgen heiraten wollen, obwohl sie sich kaum kennen, und durch die Intrigen des bösartigen Don John daran gehindert werden. Auf der anderen Seite das Paar Beatrice und Benedict, die geschworen haben, sich niemals und unter keinen Umständen mit dem anderen Geschlecht einzulassen, aber schließlich doch heiraten.

Jan Bosse, der bisher am Hamburger Schauspielhaus und an den Münchner Kammerspielen, in Zürich und Berlin als Regisseur gearbeitet hat, inszeniert erstmals am Burgtheater.

Für ihn spielt die Geschichte um die ersten überzeugten Singles der Theatergeschichte in der Welt einer Pseudo-Idylle. Die Kulisse der Traum-Hochzeit verbirgt nur mühsam die Leere des "Nichts". Eine künstliche Welt der Oberfläche, des Scheins und der Illusion, nur zur Triebabfuhr geschaffen für eine Gesellschaft, die am liebsten von sich selbst Urlaub machen würde. Liebe zuzulassen fällt hier schwerer, als man denkt oder einen das Theater glauben machen will. Doch darf sich der Zuschauer daran erfreuen, wie der größte Dramatiker der Weltliteratur Menschen skizziert, wahre Verbal-Eroten, deren Fetisch der Witz und die eigene Schlagfertigkeit sind. Vor Selbstverliebtheit blasen sie ihr Ego so weit auf, dass das wahre Objekt der Leidenschaft fast aus ihrem Blickfeld gerät. Am Ende der Komödie siegt die Welt des verwirrenden Scheins, in der sich Witz, harmlose Torheit und Liebe nur als Strategien entpuppen, ohne die das Überleben in dieser Gesellschaft der verschlagenen Täuschung schlicht unmöglich wäre.

Regie: Jan Bosse
Bühne: Stéphane Laimé
Kostüme: Kathrin Plath
Dramaturgie: Joachim Lux

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