Es geht um die Frage nach der eigenen Identität, danach, ob das ICH nicht eine Chimäre, eine unerreichbare Utopie ist. Descartes genügte die Erkenntnis „Ich denke, also bin ich“. Dass zu diesem ICH noch ein Körper gehört, war für ihn ohne Relevanz. Erst Marx und die Materialisten behoben diesen Makel und bezogen den Menschen in seiner Ganzheit in ihre Überlegungen ein. Heute hat sich die Gewichtung zwischen ICH und Körper komplett verschoben: Der Körper, das Aussehen bestimmen über das ICH; das Denken, der Intellekt sind nur noch Beiwerk. Alter, Gestalt, Geschlecht entscheiden über Erfolg und Ansehen.
Bei Lotz/Laberenz sind Körper und Sexualität keine Kriterien mehr von Geschlechterzuschreibung oder Individualität. In ZERSCHOSSENE TRÄUME (AT) treiben sie die Frage nach Ich und Körper, Sexualität und Geschlecht spielerisch ins Absurde: Was bedeutet es zum Beispiel, wenn die NASA einen Schimpansen in den Weltraum schickt, ihm aber vorher Schauspielunterricht gibt, damit er dort einen Menschen lebensecht darstellen kann? Oder wenn das Hollywood-Sternchen Lindsay Lohan einen Film über ihr Leben dreht und dabei auch noch selbst die Hauptrolle spielt?
Michael Billenkamp
Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen 2012
mit: Anna Blomeier/Linda Pöppel, Sarah Franke, Günther Harder, Carolin Haupt/Sarah Sandeh, Christian Kuchenbuch, Benjamin Lillie
Konzeption: Martin Laberenz, Wolfram Lotz
Regie: Martin Laberenz
Bühne: Oliver Helf
Kostüme: Aino Laberenz
Musik: Friederike Bernhardt
Video: Kai Schadeberg
Licht: Carsten Rüger
Dramaturgie: Michael Billenkamp