Peter von Matt sagt: Mit Bichsel hat man es nicht leicht. Jetzt rollt der Schweizer Komponist und Regisseur Ruedi Häusermann für Bichsel den roten Teppich aus und räumt ihm im Schauspielhaus seinen verdienten Platz ein. Neu komponierte Musik für ein Streichquartett und eine optisch-poetische Welt verführen mit den teils moralischen, teils messerscharf analysierenden, immer aber zutiefst menschenliebenden und weisen Texten von Bichsel zu einer besonderen Betrachtungsweise der Welt.
Vier Schauspieler und die Musiker des Weshalb-Forellen-Quartetts umkreisen die manchmal belehrenden, immer aber poetischen Geschichten. Sie setzen der literarischen konkreten Welt eine musikalische und optische Traumwelt entgegen. «Amerika gibt es nicht», die wohl berühmteste Kindergeschichte von Peter Bichsel, führt wie ein leitendes Band durch das Stück, eine Geschichte von früher, eine «Es war einmal...»-Geschichte. Das Ensemble bewegt sich zwischen dieser vergangenen Zeit und der Jetzt-Zeit, in der sich eine Lesergruppe Bichsel-Freunde treffen und einander Kolumnen vorlesen. In einer sich laufend verändernden Bühnenwelt, entsteht die von anderen Produktionen bekannte «Häusermannsche Theater-Traum-Welt».
Peter Bichsel (*1935, Luzern) hat sich einmal als «Wenigschreiber» bezeichnet – wobei sich die Frage stellt, was «wenig» ist. Auf jeden Fall gilt Bichsel als Meister der kurzen Formen. Seit seinem internationalen Durchbruch mit «Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennen lernen» sind von ihm viele Kurz- und Kürzestgeschichten, Essays, journalistische Arbeiten, Reden und ein Roman erschienen. Peter Bichsel ist Träger zahlreicher Auszeichnungen.
Ruedi Häusermann, geboren1948 in Lenzburg (Aargau), studierte Ökonomie und klassische Querflöte. Früh wandte er sich dem Jazz und der freien Improvisation zu. Mit seinem Soloprogramm «Der Schritt ins Jenseits» hat Häusermann seine Musik 1990 zum ersten Mal in einen theatralen Zusammenhang gestellt. Seither entwickelt er seine eigene Musik-Theatersprache, in der die Elemente Text, Ton, Bild, Szene sich in eine übergreifende, fein verästelte Partitur fügen. Häusermann arbeitet an vielen grossen Häusern. Im Schauspielhaus Zürich war im November 2006 sein «Gewähltes Profil: lautlos» als Gastspiel zu sehen.
«Der Traum eines Schriftstellers - dass jemand lesen kann, was er schreibt», sagt Peter Bichsel und hat in Ruedi Häusermann den Erfüller seines Traumes gefunden.
Regie Ruedi Häusermann – Bühne Chasper Bertschinger, Ruedi Häusermann – Kostüme BarbaraMaier – Licht Markus Keusch – Dramaturgie Imanuel Schipper
Mit Thomas Douglas, Christian Heller, Karin Pfammatter, Hansruedi Twerenbold und den Musikern Martin Birnstiel, Monika Camenzind, Christian Strässle, Daniel Thomas (Weshalb-Forellen-Quartett)