Sie wissen, sich elegant zu kleiden, schätzen die französische Küche und sind es gewohnt, bedient zu werden. Die Sänger, Tänzer, Künstleragenten und (Möchtegern-)Bohémiens beschäftigen angegriffene Stimmbänder mehr als der bevorstehende Flüchtlingsansturm auf die Tore Europas. Selbst der ebenfalls auf dem Schiff anwesende Reise-Reporter fühlt sich stärker zur genauen Beobachtung junger Schönheiten berufen, als sich für die internationalen Krisenlage zu interessieren. Nur eine rätselhaft modebewusste Dame scheint von der Welt außerhalb des Schiffssalons etwas mehr zu wissen als die passenden Tanzschritte zur Musik der nur vorgeblich aus Osteuropa stammenden Bordkapelle: „Tam, Tam, Tam... irgendwo da draußen wird an Zäunen gebaut, um die Festung zu sichern. Tag und Nacht.“
Was geschieht nun, wenn diese Zäune plötzlich durchlässig werden? Wenn sich der Chor der Heizer zur Flüchtlingsschar verwandelt und Einlass in die exklusive Schiffsgesellschaft fordert. Wenn der staatenlose Matrose, der seine Papiere verloren hat, zum unerwünschten Staatenlosen wird und zwischen Grenzen hin und her geschickt wird. Wenn die Balletttänzerin mit den Neuankömmlingen ein heidnisches Fruchtbarkeitsritual choreographiert und der Journalist einem junges Flüchtlingsmädchen in die Augen schaut. Wenn sich also Menschen begegnen, die sich sonst nie begegnen würden.
Diese Kollision von nicht Zusammengehörigen ist es, die der begeisterte Sänger, Segler und Regisseur Schorsch Kamerun in „Vor uns die Sintflut“ herausfordert. Um sich geschart hat er hierzu in elbnaher Zeltspielstätte ein furchtloses Ensemble, 3 Hamburger Musiker im Balkankostüm und über 20 Chorsänger, die keine Seemannslieder erklingen lassen werden. Und wie aus dem nichts tritt die größte Diva aller Zeiten (Special Guest!) noch ein letztes Mal auf und singt ihr schönstes Lied.
Das Thalia Zelt steht bis Mitte Oktober am Strandkai, Nähe Marco-Polo-Terrassen / Unilever-Haus. Wir empfehlen die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln: U3 (Baumwall), U1 (Messberg), Metrobusse 3, 4 und 6 (HafenCity/Marco- Polo Terrassen). Parkmöglichkeiten: im Unilever-Haus (Strandkai 1 / Hübenerstraße), in der Tiefgarage des Überseequartiers (Überseeallee 3) sowie im Parkhaus Speicherstadt (Am Sandtorkai 6-8).
Regie Schorsch Kamerun Bühne Christoph Rufer Kostüme Inga Timm Musik „Die Vögel“ feat. Thomas Wenzel Chorleitung Uschi Krosch Dramaturgie Beate Heine / Tarun Kade
Ensemble Sandra Flubacher, Marina Galic, Lisa Hagmeister, Felix Knopp, Thomas Niehaus, Nadja Schönfeldt, Alexander Simon sowie Pola Fendel, Paul Pötsch und ein Überraschungsgast!
Musiker Mense Reents, Jakobus Siebels („Die Vögel“), Thomas Wenzel und der Kammerchor Altona