wenig graffiti. die schaufenster der geschäfte verklebt, kein zeitungsstand, weder bäckerei noch blumenladen. ich gehe zögernd weiter, habe ich etwas verpasst? bin ich die einzige, die nicht weiß, dass keine u-bahn mehr fährt? der weite raum vor mir sieht aus wie eine kulisse. ich höre nur die eigenen schritte, bleibe stehen. stille. in einer anderen stadt wäre mir unwohl, obgleich es nicht nacht ist. hier nicht. hier muss es so sein. mit einer selbstverständlichen großzügigkeit wurde diese u-bahn-station gebaut. man ist es gewohnt, im untergrund zu bauen. die fehlende betriebsamkeit stört niemanden. denn vielleicht wird es wieder anders. darauf ist man hier vorbereitet.
dann gehe ich rechts die treppe hinab zum gleis. da sitzt ja jemand. das habe ich gar nicht mehr erwartet. wir grüßen uns wie nachbarn, nicht wie schicksalsgenossen. sie nimmt ihre einkaufstüte auf die knie, bietet mir den platz neben sich an. ich setze mich und höre ihr zu.
sabine harbeke
Regie Sabine Harbeke
Bühne Julia Scholz
Kostüme Julia Scholz, Sabine Harbeke
Musik Mario Marchisella
traute held Christine Schönfeld
erwin kander Martin Rentzsch
david girmann Cornelius Schwalm
vera grodzki Hanna Scheibe
herr thiese Manfred Böll