„N(ach)m(ittags) zu O(lga) über mein Sujet: Der junge Mensch, der von seiner schlafenden Geliebten fort in die Nacht hinaus zufällig in die tollsten Abenteuer verwickelt wird – sie schlafend daheim findet wie er zurückkehrt; sie wacht auf – erzählt einen ungeheuren Traum, wodurch der junge Mensch sich wieder schuldlos fühlt.“
In der Bearbeitung von John von Düffel für das Landestheater Linz erwacht die Traumnovelle gewissermaßen aus dem Schlaf der Vernunft. Keine Dichtung einer versunkenen Welt, ein nächtlicher Spaziergang des „ausgebrannten“ Arztes Albert durch erotische (Alb-)Träume.
„Wer bist du?“
„Willst du es wirklich wissen?“
Ein Ehepaar, Albert und Tine heißen die beiden in der Bühnenfassung von John von Düffel, kehrt nach einer, auf einem Maskenball verlebten, Nacht nach Hause zurück. Eine Frau war ausgerutscht, Albert hatte sie aufgefangen. Die Idee der Möglichkeit, dass alles ganz anders sein könnte, ist der Stein, der das Rutschen von Albert und Tine in ein „Zwischenland zwischen Bewusstem und Unbewusstem“ ins Rollen bringt. Trunken entspinnt sich ein provokantes Gespräch zwischen den beiden. Tine kurvt an den
Rändern der Beziehung und stellt Albert vor Geschichten aus der Vergangenheit. Im letzten Sommerurlaub war sie einem Dänen begegnet. Plötzlich war dieser Mann eine leuchtende Möglichkeit von einem anderen Leben gewesen.
Dieses Gespräch, als Ringen um den andren, als Ringen um sich, entfaltet sich in den Geschehnissen der darauf folgenden 36 Stunden. Albert, der Arzt, wird zu einem Notfall gerufen. Der Hofrat ist gestorben; seine Tochter Marianne gesteht Albert ihre ungestillte Liebe. Später trifft er in einer Bar auf eine „Baby-Nutte“ und trifft dort seinen Studienfreund Nachtigall, der nun als Pianist auch bei Privatgesellschaften spielt. Albert besorgt sich ein Kostüm, folgt dem Wagen Nachtigalls und verschafft sich mittels einer Parole (Dänemark!) Zutritt zum verbotenen Maskenball. Voller Begehren für die schönen Frauen, die dort tanzen, wird er enttarnt, eine Frau opfert sich für ihn und er wird des Hauses verwiesen. Wieder zu Hause erzählt Tine ihren brutal erotischen Traum.
Auch am nächsten Tag lässt Albert der Gedanke an die Maskenfrau nicht los, die ihn in der Nacht zuvor „gerettet“ hat. Er sucht sie und findet eine Tote, findet am Ende ins Ehebett zurück und erzählt Tine von den Ereignissen der letzten Stunden. Soweit die nächtlichen Geschehnisse der Traumnovelle. Über alle dem liegt ein freudianischer Nebel, zwischen all dem liegt Schnitzlers „Mittelbewusstsein“, mitten darin liegt der Versuch von Liebe.
„Kein Traum ist völlig Traum“, sagt Albert am Ende. „Wir sind viele“, könnt er ebenso gut sagen. Reichhaltig, rauschhaft, eine Reise durch die Geografie des Unbewussten, eine Reise durch die Geographie des Unbewussten. „Ich weiß, dass die Wirklichkeit einer Nacht“ sagt Tine, „nie ganz ihrer innersten Wahrheit entspricht.“
Inszenierung Bernarda Horres
Bühne Anja Jungheinrich
Kostüme Alexandra Pitz
Dramaturgie Franz Huber
Albert, Arzt, Mitte Vierzig Lutz Zeidler
Tine, seine Frau, Ende Dreißig Katharina Hofmann
Luzie, ihre Tochter Barbara Novotny
Marianne, des toten Hofrats Tochter Bettina Buchholz
Dr. Roediger, Verlobter von Marianne Aurel von Arx
Barmannfrau, älterer Transvestit Aurel von Arx
Mizzi, die Babynutte Barbara Novotny
Nachtigall Sebastian Hufschmidt
Maskenfrau Katharina Hofmann
Maskenmädchen Barbara Novotny
Gibisier, Maskenverleiher Sebastian Hufschmidt
Peperine, seine Tochter Barbara Novotny
Schwester Marianne Bettina Buchholz
Dr. Adler Sebastian Hufschmidt
Pianist Christoph Althoff
Maske / Erster Herr / Zweite Maske / Zweiter Herr Ensemble
Weitere Termine 5., 8., 13. und 26. Februar 2013