Doch so schonungslos wie hier wurden die Protagonisten des größten deutschen Heldenepos wohl noch nie ihrer Vorbildfunktion entkleidet. Getrieben von Machtgier und Geltungssucht, morden, vögeln und fressen sie sich ihrem eigenen Untergang entgegen. Die Lichtgestalt Siegfried ist ein tumber – aber sehr viriler – Muskelprotz, sein Gegenstück Brunhild eine blutrünstige Barbarin. Am Hof von Worms können die Burgunder zwar nicht mit so viel roher Kraft aufwarten, dafür wird hier mit Leidenschaft gelauscht, geklatscht und intrigiert – wehe dem, der sich dem anderen anvertraut. Von jeder Patina befreit, zeigt Zaimoglu / Senkels Neufassung des Mythos eine von Rücksichtslosigkeit und Brutalität gezeichnete Gesellschaft, in der Bauern bestenfalls als Drachenfutter taugen, jeder König sein will, aber sich ums Regieren keiner schert, und in der Loyalität nur so lange zählt, wie sie zum eigenen Vorteil gereicht.
Die Autoren
Feridun Zaimoglu wurde am 4. Dezember 1964 in Bolu, Türkei geboren und ist in Berlin und München aufgewachsen und lebt seit 1985 in Kiel. Das Studium der Medizin und der Kunst begann er ohne es abzuschließen und arbeitet seither als freier Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist. So schreibt er u.a. für die Welt, die Frankfurter Rundschau, das Zeit-Magazin und FAZ. Viele seiner Romane haben den Weg ins Theater geschafft, die Drehbücher schreibt er meist mit seinem Co-Autoren Günter Senkel. Für mehr als ein Dutzend Veröffentlichung erhielt er ebenso viele Auszeichnungen, u.a. den Friedrich-Hebbel-Preis, den Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein und den Preis der Jury beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt. Feridun Zaimoglu ist auch als bildender Künstler und Kurator tätig und bearbeitet hierbei eben jene Inhalte die er auch in seinen Büchern behandelt. So versuchte er in seinem ersten Buch »Kanak Sprak« die subversive Kraft junger türkischstämmiger Männer in Deutschland literarisch darzustellen. Eine Thematik die auch in weitere seiner Werke Einzug hielt. Innerhalb dieser Thematik engagiert sich Zaimoglu auch am politischen Diskurs und nahm als ein Vertreter der Zivilgesellschaft an der ersten Konferenz der Deutschen Islamkonferenz 2006 teil. Im Februar 2014 erschien sein aktueller Roman „Isabel“, mit dem er für den Deutschen Buchpreis 2014 nominiert wurde.
Günter Senkel wurde 1958 in Neumünster geboren. Ende der Siebziger trieb er sich abwechselnd als Wehrkraftzersetzer bei der Bundeswehr und auf dem Bauplatz in Brokdorf herum. Unter anderem arbeitete er als Plakatierer, Speditionskraftfahrer und Getränkeflaschen-Sortierer. Sein Physikstudium gab er zugunsten einer eigenen Buchhandlung in Kiel auf, wo er seit 1997 als freier Autor lebt. Zusammen mit Feridun Zaimoglu schrieb er diverse Drehbücher, unter anderem Brandmal, das 1998 mit dem Drehbuchpreis der Medienstiftung Schleswig-Holstein (MSH) ausgezeichnet wurde.
Regie Christian Stückl
Bühne und Kostüme Stefan Hageneier
Musik Tom Wörndl
Siegfried Jakob Geßner
Alberich Jona Berg
Kriemhild Magdalena Wiedenhofer
Sigmund / Gunther Frederic Linkemann
Sieglinde/ Ute Ursula Maria Burkhart
Hauslehrer / Brunhild Robert Joseph Bartl
Mimer / Randgriör Oliver Möller
Schiblung / Gernot Mehmet Sözer
Nibelung / Giselher Paul Behren
Hagen NN