Und das ist das Missverständnis. Denn es kann nicht jeder geliebt werden und es kann nicht jeder lieben. Du zum Beispiel, du kannst nicht lieben.
Wir ernähren uns dauernd vom Mangel, wir lesen ein gutes Buch, das in Wirklichkeit noch nie geschrieben wurde, wir sehen einen guten Film, der in Wirklichkeit noch nie gedreht wurde, und wir hören gute Musik, und in Wirklichkeit wurde noch nie welche gemacht.
Zentral für das Denken ist doch, dass die Gedanken dauernd wechseln. Das Denken kann nur befeuert werden durch das Paradox. Und manchmal wenn ich vor dir stehe, denke ich auch und vor allem durch deine letzte sms, ich bin ein Projekt, das du der schlechten Unendlichkeit entrissen und ihm einen Körper gegeben hast, aber leider einen historischen. Jetzt kann ich das wiederholen, dieses abgeschlossene Projekt, dadurch dass du dich einfach abgewendet hast. Und ich frag mich, war das jetzt Natur, und der natürliche Lauf der Dinge, oder war das einfach nötig, die Perspektive zu wechseln? Und wenn ich an dich denke, denke ich nur noch an das Projekt der kommunistischen chinesischen Partei, die Arbeit am kommunistischen Projekt aufzugeben und sich an den Aufbau des Kapitalismus zu machen. Du Arsch, du!
Diese Umwälzungen in dem, was wir uns vorstellen können! Wir haben es mit einer Diffamierung des Fantasmas zu tun. Damit, dass das kein Ort der Erfahrung mehr ist, kein Ort der Erkenntnis. Das Fantasma gilt als eine Minderung von Wirklichkeit. Aber ich muss deinen Körper nicht abschließend genießen, um zu einer vollendeten Liebe zu kommen. Und das versteht niemand, diese Askese, diese Limitierung.
René Pollesch
Regie: René Pollesch
Bühne: Bert Neumann
Kostüme: Nina von Mechow
Licht: Felix Dreyer
Dramaturgie: Sebastian Huber
mit Sachiko Hara
mit Sophie Rois
und Daniel Jesch
und Hermann Scheidleder
und Stefan Wieland
und Martin Wuttke
Regie René Pollesch
Mit: Sachiko Hara, Sophie Rois; Daniel Jesch, Hermann Scheidleder,
Stefan Wieland, Martin Wuttke