Berlin ist zu Beginn der 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts eine pulsierende Metropole: Alles hier ist schneller, lauter, größer – auch die Unterschiede zwischen Arm und Reich. Während der wohlhabende Teil der Bevölkerung sich in der Glitzerwelt der Varietés, in Kinos und Theatern vergnügt, sind Hunderttausende arbeitslos und leben in schrecklicher Armut. Die Weltwirtschaftskrise fordert ihren Preis, und die schrecklichste Epoche der deutschen Geschichte, das ‚Dritte Reich‘, wirft seine Schatten schon voraus.
‚Pünktchen‘ heißt eigentlich Luise Pogge. Sie ist elf Jahre alt, und das einzige Kind eines erfolgreichen Unternehmers, der ständig auf Reisen ist und kaum Zeit für sie hat. Auch Pünktchens Mutter ist als ‚Grande Dame‘ so sehr mit ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen beschäftigt, dass sie die Erziehung ihrer Tochter lieber der resoluten Köchin Berta und den häufig wechselnden Kindermädchen überlässt.
Eines Tages lernt Pünktchen den etwa gleichaltrigen Anton kennen. Anton lebt allein mit seiner kranken Mutter in einer kleinen Wohnung. Damit sie irgendwie über die Runden kommen, muss Anton neben der Schule Geld verdienen und betteln. So gerne würde er seiner Mutter eine Reise ans Meer bezahlen, die so wichtig für ihre Gesundheit wäre. Doch das Geld reicht nicht einmal für das Allernotwendigste. Trotz ihrer unterschiedlichen Lebensverhältnisse werden Pünktchen und Anton dicke Freunde. Als der Verlobte von Pünktchens derzeitigem Kindermädchen einen Einbruch in die Villa der Pogges plant, wird aus der liebevollen Geschichte über Freundschaft, die alle sozialen Grenzen überwindet, ein spannender Krimi. Zufällig belauscht Anton, wie das Kindermädchen ihrem Liebhaber von dem Schmuck und den Bargeldbeständen in Pünktchens Villa vorschwärmt und Pläne des Hauses aufzeichnet. Er will Pünktchen warnen, doch er kann sie nirgends finden. Mutig tritt er für seine Freundin ein und erwischt mit Hilfe der dicken Berta den Einbrecher auf frischer Tat.
Ungefähr zur selben Zeit treffen Herr und Frau Pogge auf dem Heimweg von einem Konzert ihre Tochter, die in zerlumpten Kleidern auf dem Ku‘damm Geld erbettelt, um Anton damit zu helfen. Sie sind entsetzt, als sie erfahren, in welche Gesellschaft ihre Tochter sich begeben hat. Doch dann wird ihrem Vater klar, dass Anton zwar arm, aber deswegen kein Gesindel ist, und es seiner Tochter trotz allem Reichtum nicht besser geht als ihm…
Zum Autor:
Erich Kästner wurde 1899 in Dresden geboren. Er ist einer der bedeutendsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren. 1928 erschien das erste der beiden Bücher, die ihn auf einen Schlag weltberühmt gemacht haben: der Gedichtband ‘Herz auf Taille‘ Ein Jahr später folgte das Kinderbuch ‘Emil und die Detektive‘. Es folgten schnell weitere Bücher, die seinen Erfolg festigten, darunter auch ‘Pünktchen und Anton‘ und ‘Das fliegende Klassenzimmer‘. Kurz nach der Machtergreifung verbot das Nazi-Regime Kästners Werke, konnte seinen Erfolg damit aber nicht verhindern. Seine Bücher wurden in über 60 Sprachen übersetzt, mit vielen Preisen ausgezeichnet und wurden bald zu modernen Klassikern, die vielfach verfilmt und für die Bühne adaptiert wurden. Erich Kästner verstarb 1974 in München.
Regie: Lajos Wenzel
Für Zuschauer ab 8 Jahren