Das nach Sonne und Mond hellste und bedeutendste Gestirn unseres Sternensystems steht gleichermaßen symbolisch für Licht, Kraft, Schönheit und Liebe wie für Schatten, Finsternis, Rausch und Verzweiflung. Diese Dualität treibt die Figuren in Nis-Momme Stockmanns gleichnamigem Drama mitten in den Sturm unserer Gegenwart. Das faustische Prinzip von Schaffenskraft und Zerstörung wirkt auch bei ihnen wie eine Droge. Auf der Suche nach dem „Licht in ihren Biographien“ verlieren sich Stockmanns Figuren in der Egozentrik ihrer Lebensläufe, die sie von der Sehnsucht nach der Verbindung zu anderen Menschen und einem tieferen Lebenssinn nicht loskommen lässt.
Physikprofessor Lew Katz hält Vorlesungen über die theoretische Größe der Zeit und fragt nach der Bedeutung des Einzelnen im Universum. Er will seine Studenten zu eigenständigem Denken anregen, darüber „was die Welt im Innersten zusammenhält“ und beklagt die heutigen Zustände an seiner Universität. Er flucht über Bürokratie und interdisziplinäre Neuerungen, sehnt sich selbst jedoch nach Karriere und Veränderung. Lew Katz’ Gedankenwelt ist seinen Studenten fremd, seine Ehe belastet, und auch die Therapie bei der Psychologin Schäfer-Wehrle läuft mehr als schlecht. Lew flüchtet sich in die Vision einer schweren Krankheit. Als das entlastende Testergebnis eintrifft, hält seine Ehefrau Anne es vor ihm zurück. Anne verzweifelt an der Ignoranz ihres Mannes. Gemeinsam mit ihrer Freundin Berle sucht Anne nach einem neuen Lebenssinn. Ein Hund, ein Schreibkurs und die Bekanntschaft mit Basil, einem reisenden Kontrabassisten, führen zu einer Kette von Ereignissen, die scheinbar zufällig
und irgendwie doch vorherbestimmt sind.
„Ein Stück über das dämliche Wort ‚Schicksal’, die Macht des Einzelnen, über die Masse und sein Individuum, über die Zeit, über Kontrolle und vor allem über die gängige Verwechslung von Angst mit Liebe“ beschreibt der Autor Nis-Momme Stockmann seinen neuen Theatertext, der im Auftrag des Münchner Residenztheaters entstanden, einen wahnwitzigen Chor von verzweifelt liebenden Zeitgenossen auf groteske Art und Weise zum klingen bringt.
Regie der Koproduktion mit dem Residenztheater führt Anne Lenk, die Münchner Premiere ist am 6. Juni 2014, 19.00 Uhr, im Marstall als Teil des aktuellen „Faust“-Schwerpunktes am Residenztheater. „Phosphoros“ ist Anne Lenks zweite Arbeit am Residenztheater nach der Uraufführungs-Inszenierung von Franz Xaver Kroetz’ „Du hast gewackelt. Requiem für ein liebes Kind“ in der Spielzeit 2011/2012, die zu den Mülheimer Theatertagen 2014 eingeladen wurde.
Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen
Regie Anne Lenk
Bühne Judith Oswald
Kostüme Silja Landsberg
Musik Jan Faszbender
Licht Uwe Grünewald
Dramaturgie Andrea Koschwitz
Johannes Zirner (Lew Katz), Juliane Köhler (Schäfer-Werle, Eva), Katrin Röver (Anne Katz),
Genija Rykova (Marlene), Franz Pätzold (Boris, Frank Seibl, Lindenblatt, Alte Frau), Lukas
Turtur (Basil, Jonas), Thomas Gräßle (Schröder, Martin), Katharina Pichler (Berle, Frau Kadow,
Sprechstundenhilfe), Arthur Klemt (Jörg, Dekan)
Nächste Vorstellungen: 18., 20. Juni sowie 2., 20. Juli 2014
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Karten gibt es an den Kassen der Staatstheater, online unter www.residenztheater.de sowie
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