Rassismus ist nicht das Hauptthema des Stücks, denn Shakespeare stellt – wie bei vielen seiner Dramen – einen Affekt ins Zentrum der äußerst dichten Handlung: Eifersucht. Fast alle Figuren werden zu Opfern dieses „grünäugigen Ungeheuers“. Othello ermordet seine Ehefrau Desdemona, weil er sie fälschlicherweise für untreu hält. Dabei fällt dem undurchsichtigen Jago die heimliche Hauptrolle zu: Er ist Schauspieler und Regisseur, rhetorischer (Selbst-)Verführer und teuflischer Intrigant in einem. Vielen erscheint er aufgrund seiner zynisch-materialistischen Lebensphilosophie als die Inkarnation des Bösen und damit als der eigentliche Gegenpart zu Othello.
Die Brasilianerin Michelle Yamamoto sowie der Moldawier und Träger des „Aalto-Bühnenpreises für junge Künstler“ Denis Untila gehören beide seit 2006 dem Aalto BallettTheater an. Yamamoto choreographierte hier bereits „Marquete“, Untila „Die Geschichte vom Soldaten“ sowie „Game“; ihre gemeinsame Arbeit „Alice“ reüssierte bei „PTAH II“ im Grillo-Theater. Nun bringen sie mit der Essener Compagnie ihr erstes abendfüllendes Ballett zur Uraufführung, zu Musik u. a. von Max Richter, Mikis Theodorakis und Ólafur Arnalds.
Choreographie: Denis Untila, Michelle Yamamoto |
Bühne: Dmitrij Simkin |
Kostüme: Rosa Ana Chanzá Hernández
Weitere Vorstellungen 13., 15., 17., 19., 21.2.; 10., 16.3.; 1., 11.4; 12., 13., 19.6.2013, Aalto-
Theater
Denis Untila begann die tänzerische Laufbahn in seinem Geburtsland Moldawien und machte seinen Abschluss am Konservatorium der Stadt Wien. 2001 trat er ein Engagement als Solist beim Ballett Kiel unter Mario Schröder an, in dessen Choreographie „The Wall“ er 2004 in Essen gastierte. Weitere Gastauftritte führten ihn an die Moldawische Nationaloper, nach Salzau, Frankreich und Italien („Europe Dance“) und zum Ballettensemble der Wiener Staatsoper, wo er in „Der Nussknacker“ sowie in Vladimir Malakhovs Ballett „Ein Maskenball“ als Oscar zu sehen war. Seit Herbst 2006 gehört er zum Aalto Ballett Theater Essen (zunächst Gruppe mit Solo, seit 2009 Solo mit Gruppe) und war und ist auf der Aalto-Bühne u. a. als Dmitri („Die Brüder Karamasow“), Valerio („Leonce und Lena“), Blauer Vogel („Dornröschen“), Bécaud („La vie en rose“), Lillas Pastia („Carmen/Boléro“) und Moritz („Max und Moritz“) sowie in „Tanzhommage an Queen“ und „Irish Soul“ zu erleben. Ferner stellte er sich mit eigenen Choreographien vor: „Die Geschichte vom Soldaten“ (Familienkonzert), „Game“ („PTAH“) und „Alice“ („PTAH II“), letztere gemeinsam mit Michelle Yamamoto. In dieser Spielzeit wird ihr Ballett „Othello“ uraufgeführt. Denis Untila ist Preisträger des „Aalto-Bühnenpreises für junge Künstler“ 2012.
Michelle Yamamoto begann ihre Ausbildung in ihrer Heimat Brasilien und setzte sie an der Palucca Schule Dresden fort. Verschiedene Gastauftritte führten sie an die Semperoper Dresden („Giselle“, „Schwanensee“), an die Staatsoper Hannover („Serenade“) und nach Salzau. 2001 wurde sie als Solistin ins Ballett Kiel engagiert. Dort tanzte sie in zahlreichen Choreographien Mario Schröders, außerdem in Stücken von Silvana Schröder und Tina Gaitsch. Als Gruppentänzerin gehört sie seit der Spielzeit 2006/07 dem Aalto Ballett Theater Essen an und war und ist u. a. in „Solitaire“, „Dornröschen“, „Home and Home“, als Lena in „Leonce und Lena“ sowie in „Tanzhommage an Queen“ zu erleben. 2008/09 stellte sie sich ferner mit ihrem Stück „Marquete“ als Choreographin vor, interpretierte 2011 die Rolle der Prinzessin in „Die Geschichte vom Soldaten“ (Familienkonzert) und choreographierte zusammen mit Denis Untila „Alice“ („PTAH II“). In dieser Saison kreieren sie gemeinsam die Uraufführung des Balletts „Othello“ für die Aalto-Compagnie.