In der Stadt Kisangani leben die Bewohner seit fast 30 Jahren ohne Kontakte zur Aussenwelt. Nachdem hier gegen Ende des Zweiten Kongo-Kriegs von unbekannten Armeen eine Reihe von Massakern verübt worden waren, entwickelte sich eine Bürgerbewegung, die sich gegen jeglichen Einfluss von aussen zur Wehr setzte – sei dieser militärisch, wirtschaftlich oder humanitär.
Der Flughafen, der während eines der letzten Angriffe zerstört worden war, wurde willentlich nicht mehr aufgebaut, der Landweg war ohnehin seit Jahren nicht mehr passierbar. Bald hatten die internationale Gemeinschaft sowie die ausländischen Rohstoffunternehmen die kleine rebellische Stadt im Urwald vergessen. Es entwickelte sich eine völlig autark lebende Gesellschaft, die sich nach den Kriegsgräueln auf Vernunft und Solidarität als wesentliche Eigenschaften des Menschen zurückbesann und die Landwirtschaft wieder ins Zentrum der wirtschaftlichen Aktivitäten rückte.
Diese Behauptung steht am Anfang des Stücks von Elia Rediger. Denn warum sollen wir die Diskussion über unsere Zukunft den Ingenieuren des Silicon Valley oder einer verbeulten Politik überlassen, wenn deren Prognosen ohnehin nur zufälligerweise zutreffen und selten überprüfbar sind – genausowenig zutreffend wie die hoffnungslosen Analysen in den Zeitungen über die nie endenden Kriege auf dem afrikanischen Kontinent, die kaum eine ernsthafte Veränderung zulassen. Projizieren wir uns also in die Zukunft einer vergessenen Stadt in Afrika – und stellen uns dem Kitsch einer besseren Welt. Ideale leben schliesslich von konkreten Vorstellungen, und diese gilt es in Zeiten unseres Globalwahnsinns zu schärfen, zurückzuerobern. In Kisangani 2030 wird die Handlung durch fiktionale Erzählungen und
Gespräche genauso vorangetrieben wie durch biographischdokumentarische und durch konkrete Bühnenvorgänge. Lieder treten an die Stelle von politischen Forderungen, das Traumhafte einer utopischen Zukunft wird Teil von plausiblen Erfahrungen.
Elia Rediger wurde 1985 in Kinshasa geboren und lebt und arbeitet in Basel und Berlin. Er ist Sänger und Gitarrist und ein Gründungsmitglied bei The bianca Story und hat eine Vorliebe für Gedichte, gute Gerichte, Stabreime und komische Instrumente. Er ist auch immer wieder in komischen Aktionen in Museen oder sonstigen ungewohnten Orten anzutreffen. So kandidierte er als Bürgermeister für seiner Heimatstadt Basel (4865 Stimmen!) mit dem Motto: Mut, Chaos & Lockerheit. Seine Stimme wurde klassisch gebildet, die Lust zum Pop hat ihn aber eingenommen, so dass er seine markante Stimme gerne den grossen Melodien zuschreibt. Jean Jaques Rousseau und David Byrne inspirieren ihn, genauso wie die Flaming Lips. Er liebt die Spannung, die an Live-Konzerte entstehen kann, springt auch gerne mal in die Zuschauer, scheut keinen Kontakt, was oft zu ausufernden Livemomenten führt. Aber immer im schnittigen 3-teiligen Anzug, denn das ganze bitte mit etwas Stil. Sein Bart trägt er aus Gemütlichkeit und das schon seit Jahren. Seine Wurzeln hat er auf dem Bauernhof, da kriegt er auch seine Ruhe her und gesundes Essen. Als gelernter Künstler (Bachelor HGK Basel) ist er nebenbei noch in verschiedenen Kunstprojekten aktiv. M & The Acid Monks war das erste Musiktheaterstück, das er gemeinsam mit seiner Band The bianca Story und dem Regisseur Daniel Pfluger realisierte. Es wurde 2012 unter anderem an der Kaserne Basel und am Konzert Theater Bern aufgeführt. Im März 2014 brachten sie das Konzerttheater Gilgamesh Must Die! an der Deutschen Oper Berlin und am Konzert Theater Bern zur Uraufführung. 2015 realisierten sie mit dem Regisseur Michael Lippold eine Inszenierung von Peter Pan am Konzert Theater Bern, die mit fast 20 ausverkauften Vorstellungen im grossen Haus zum Erfolgsstück wurde.
In deutsch-französischer Sprache (mit Untertiteln)
In Zusammenarbeit mit Stücklabor Neue Schweizer Dramatik
Regie Michael Lippold
Bühne & Kostüme Iris Kraft
Text & Musik Elia Rediger
Video Can Elbasi & Elia Rediger
Dramaturgie Eva-Maria Bertschy
mit
Dorine Mokha, Mariananda Schempp, Innocent Bolunda, Nico Delpy, Franck Moka, Elia Rediger –
mit Beiträgen von Shoggy Angoy und Rosette Lemba
HAUSAUTOR - Elia Rediger (Text / Komposition)
Weitere Vorstellungen 03.*, 07., 08., 10., 15., 16. Jun 2017 |
*Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung
Am 06. & 12. Juni begleitendes Filmprogramm (Concerning Violence von Göran Hugo Olsson) im Kino Rex