Immer mehr Menschen weltweit suchen in den großen Metropolen die Herausforderung des Marathonlaufs. Die vierzig Kilometer der ersten Olympischen Spiele wurden erst 1908 in London auf die berühmten 42,195 Kilometer verlängert, der Distanz zwischen Windsor Castle und dem Stadion, damit die königliche Familie den Lauf bequem vom Balkon verfolgen konnte. In unheroischen und an Herausforderungen armen Zeiten trägt die Legende vom Tod des ersten Läufers wesentlich zur Faszination bei. Und tatsächlich sterben auch heute noch immer wieder einzelne Teilnehmer, meistens wegen nicht vollständig auskurierter Erkrankungen. Der Ablauf eines Marathonlaufes ist mit einem dreiaktigen Drama vergleichbar: die Vorbereitungs- und Startphase, in der Menschenmassen in unzähligen Dixi-Klos geräuschvoll versuchen, sich ihrer Ängste zu entledigen, um dann, nachdem sie, je nach Laufbestzeit, in ihren Gruppen lange auf den Start gewartet haben, endlich frohen Mutes, vom Terror der krudesten Musikmischung begleitet, in die ersten Kilometer loslaufen zu können. In der zweiten Phase, wenn der Stoffwechsel von Kohlenhydrat- auf Fettverbrennung umschaltet, begegnen viele dem berüchtigten »Mann mit dem Hammer«, die Beine werden schwer, die Zeit dehnt sich ins Endlose, bis als Erlösung Endorphine den »runner’s high« auslösen und die Schmerzen von euphorischem Delirium überlagert werden, in dem man in wildeste Traumszenarien reisen kann. Schließlich das Ziel, der Erfolg, die warmen Decken die den Eingetroffenen umgehängt werden, die Massageliegen und die Rückkunft in die Wirklichkeit. Vielleicht wartet aber am Ende doch der Tod.
»Marathon: 2 Stunden, 4 Minuten, 55 Sekunden« ist ein zwei Stunden, vier Minuten und fünfundfünfzig Sekunden dauernder Abend über eine Handvoll Menschen, die laufen, die sich freiwillig quälen, um ihr verlorengegangenes Glück an der Grenze zu suchen.
Der Regisseur Joachim Meyerhoff inszeniert nach SAUNA – EINE HOMMAGE und WANN WIRD ES ENDLICH WIEDER SO, WIE ES NIE WAR ? zum dritten Mal einen eigenen Text am Maxim Gorki Theater.
Regie Joachim Meyerhoff Ausstattung Sabine Volz
Mit Anya Fischer, Bettina Hoppe, Francesca Tappa; Ulrich Anschütz, Thomas Bischofberger, Horst Fischer, Tim Hoffmann, Wolfgang Hosfeld, Rainer Kühn, Thomas Müller, Dietmar Obst, Felix Rech u.a.