Der Kaukasus scheint leichte Beute. Der Schein trügt. In den Bergen leben stolze Völker, die keine Herren kennen und außer ihren Familien vor allem eines lieben: ihre Freiheit. Und sie sind große Krieger… in einem langen Krieg…
1851 läuft der Kühnste zu den Russen über. Eine Sensation.
"Eine Gemeinheit", schreibt Graf Tolstoi an seinen Bruder. 50 Jahre später setzt der alte Dichter, Prediger von Gewaltlosigkeit und Nächstenliebe, dem wilden Krieger und vermeintlichen Verräter ein Denkmal.
Er hat recherchiert.
Hadschi Murat: geboren in Dagestan, Aware, Muslim.
Wächst hinein in den aufflammenden "Muridismus": religiöses Fundament des kaukasischen Widerstands, das die Bergvölker im Heiligen Krieg einen soll. Doch nicht jeder will gegen die Russen kämpfen. Die Khane, bei denen der junge Hadschi Murat lebt, wollen nicht. Der Imam lässt die Familie auslöschen, Hadschi Murat rächt sie: tötet den Imam. Entscheidet sich für die Russen. Wird Opfer von Verleumdung und inhaftiert. Nach dramatischer Flucht schließt er sich dann doch den Muriden unter dem neuen Imam Schamil an. Erwirbt Macht und Ruhm. Wird zu mächtig für Schamil. Sein Tod ist beschlossen; jemand warnt ihn. Er flieht; liefert sich (1851) den Russen aus. Seine Familie ist in der Gewalt Schamils. Er bietet den Militärs seine Dienste an im Kampf gegen Schamil, wenn sie zuvor die Seinen befreien. Der Exot wird bestaunt in den Salons und hingehalten in den Kanzleien. Am Ende ist er wieder auf der Flucht: in die Berge, um seine Familie zu retten…
"… für mich die beste Erzählung der Welt
oder zumindest die beste, die ich je gelesen habe."
Harold Bloom
Einer zwischen den Fronten also. Ein Überlebenskämpfer. Ein Mensch: von kindlicher Gutmütigkeit und rachsüchtiger Wildheit. Höflich. Besonnen. Gerissen. Tief religiös. Mit einem hinreißenden Lächeln. Unberechenbar. Undurchschaubar. Ein Fremder. Eine Projektionsfläche. Wie alle Helden.
Jeder macht sich sein Bild.
Tolstoi ist einer, der den Blick schärft. Gegen das Vor-Urteil. Für die, die sehen wollen… Beweglichkeit im Blickwinkel und Güte im Herzen: dafür plädiert er. Dann ist möglich, was schwer fällt: Auszuhalten, dass das Fremde fremd ist. Tolstoi empfiehlt es in Gestalt von Hadschi Murat unserer Achtung.
Wir erzählen die Geschichte auf eine Weise, die Raum lässt für Tolstois Poesie, seine subtile Komik und die grimmige Satire, die er den Mächtigen angedeihen lässt. Aus unterschiedlichen Perspektiven setzt sich das Puzzle HADSCHI MURAT zusammen. Im Zentrum der Aufführung stehen Klang und Bewegung - dafür erstmals im Team: Urte Gudian und Ardhi Engl.
Regie Andreas Seyferth
Fassung Margrit Carls
Lichtdesign Jo Hübner
Masken Andre Kraus
mit
Anna Budde
Margrit Carls
Walter von Hauff
Robert Heinle
sowie
Urte Gudian &
Ardhi Engl
Vorstellungen bis 13. Dezember Do bis Sa, jeweils 20 Uhr
Keine Vorstellung am 10. und 16. Oktober.
Karten unter 089/834 20 14 oder
www.theaterviellaermumnichts.de
Wir bitten um Reservierung.
August-Exter-Str. 1
direkt am S-Bahnhof Pasing (Nordausgang)
S4 / S5 / S6 / S8
Die Produktion wurde vom Kulturreferat
der Landeshauptstadt München gefördert.