Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
URAUFFÜHRUNG: LEW TOLSTOIs HADSCHI MURAT in MünchenURAUFFÜHRUNG: LEW TOLSTOIs HADSCHI MURAT in MünchenURAUFFÜHRUNG: LEW...

URAUFFÜHRUNG: LEW TOLSTOIs HADSCHI MURAT in München

4. Oktober 2008 l 20 Uhr, theater VIEL LÄRM UM NICHTS

in der Pasinger Fabrik, August-Exter-Str. 1, 81245 München

 

Die Geschichte eines awarischen Helden. 1851: Tolstoi ist bei den Truppen im Kaukasus. Das Russische Reich betreibt seine Kolonialpolitik nicht in Übersee: der Bär bläht sich über die eigenen Grenzen.

Der Kaukasus scheint leichte Beute. Der Schein trügt. In den Bergen leben stolze Völker, die keine Herren kennen und außer ihren Familien vor allem eines lieben: ihre Freiheit. Und sie sind große Krieger… in einem langen Krieg…

 

1851 läuft der Kühnste zu den Russen über. Eine Sensation.

"Eine Gemeinheit", schreibt Graf Tolstoi an seinen Bruder. 50 Jahre später setzt der alte Dichter, Prediger von Gewaltlosigkeit und Nächstenliebe, dem wilden Krieger und vermeintlichen Verräter ein Denkmal.

Er hat recherchiert.

 

Hadschi Murat: geboren in Dagestan, Aware, Muslim.

Wächst hinein in den aufflammenden "Muridismus": religiöses Fundament des kaukasischen Widerstands, das die Bergvölker im Heiligen Krieg einen soll. Doch nicht jeder will gegen die Russen kämpfen. Die Khane, bei denen der junge Hadschi Murat lebt, wollen nicht. Der Imam lässt die Familie auslöschen, Hadschi Murat rächt sie: tötet den Imam. Entscheidet sich für die Russen. Wird Opfer von Verleumdung und inhaftiert. Nach dramatischer Flucht schließt er sich dann doch den Muriden unter dem neuen Imam Schamil an. Erwirbt Macht und Ruhm. Wird zu mächtig für Schamil. Sein Tod ist beschlossen; jemand warnt ihn. Er flieht; liefert sich (1851) den Russen aus. Seine Familie ist in der Gewalt Schamils. Er bietet den Militärs seine Dienste an im Kampf gegen Schamil, wenn sie zuvor die Seinen befreien. Der Exot wird bestaunt in den Salons und hingehalten in den Kanzleien. Am Ende ist er wieder auf der Flucht: in die Berge, um seine Familie zu retten…

"… für mich die beste Erzählung der Welt

oder zumindest die beste, die ich je gelesen habe."

Harold Bloom

 

Einer zwischen den Fronten also. Ein Überlebenskämpfer. Ein Mensch: von kindlicher Gutmütigkeit und rachsüchtiger Wildheit. Höflich. Besonnen. Gerissen. Tief religiös. Mit einem hinreißenden Lächeln. Unberechenbar. Undurchschaubar. Ein Fremder. Eine Projektionsfläche. Wie alle Helden.

Jeder macht sich sein Bild.

 

Tolstoi ist einer, der den Blick schärft. Gegen das Vor-Urteil. Für die, die sehen wollen… Beweglichkeit im Blickwinkel und Güte im Herzen: dafür plädiert er. Dann ist möglich, was schwer fällt: Auszuhalten, dass das Fremde fremd ist. Tolstoi empfiehlt es in Gestalt von Hadschi Murat unserer Achtung.

Wir erzählen die Geschichte auf eine Weise, die Raum lässt für Tolstois Poesie, seine subtile Komik und die grimmige Satire, die er den Mächtigen angedeihen lässt. Aus unterschiedlichen Perspektiven setzt sich das Puzzle HADSCHI MURAT zusammen. Im Zentrum der Aufführung stehen Klang und Bewegung - dafür erstmals im Team: Urte Gudian und Ardhi Engl.

 

Regie Andreas Seyferth

Fassung Margrit Carls

Lichtdesign Jo Hübner

Masken Andre Kraus

 

mit

Anna Budde

Margrit Carls

Walter von Hauff

Robert Heinle

sowie

Urte Gudian &

Ardhi Engl

 

Vorstellungen bis 13. Dezember Do bis Sa, jeweils 20 Uhr

 

Keine Vorstellung am 10. und 16. Oktober.

Karten unter 089/834 20 14 oder

www.theaterviellaermumnichts.de

Wir bitten um Reservierung.

 

August-Exter-Str. 1

direkt am S-Bahnhof Pasing (Nordausgang)

S4 / S5 / S6 / S8

 

Die Produktion wurde vom Kulturreferat

der Landeshauptstadt München gefördert.

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 17 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

RHYTHMISCHER ZAUBER -- Stuttgarter Philharmoniker in der Liederhalle Stuttgart

Die Reihe "Zwanziger Jahre II" wurde von den Stuttgarter Philharmonikern unter der inspirierenden Leitung des britischen Dirigenten Adam Hickox eindrucksvoll fortgesetzt. Bei der sinfonischen Dichtung…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEOKLASSISCHE LINIEN -- Ballet Preljocaj im Forum am Schlosspark LUDWIGSBURG

Vor geheimnisvollen Projektionen trifft man hier Zeus und Ikarus, Medusa und den Minotaurus. Man erkennt Adam und Eva, Alexander den Großen, Amazonen und Monster. 1984 gründete der Choreograf Angelin…

Von: ALEXANDER WALTHER

KLARE STRUKTUREN -- 3. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart in der Liederhalle Stuttgart

Das dritte Sinfoniekonzert des Staatsorchesters begann mit Richard Wagners "Siegfried-Idyll" aus dem Jahre 1870. David Afkham machte als einfühlsamer Dirigent des Staatsorchesters deutlich, wie stark…

Von: ALEXANDER WALTHER

KAMPF GEGEN WINDMÜHLEN -- "I Love Horses" ("Genau wie Michael Kohlhaas") im Schauspiel Nord/STUTTGART

Da heißt es über den Titelhelden Michael Kohlhaas: "Dieser außerordentliche Mann würde, bis in sein dreißigstes Jahr für das Muster eines guten Staatsbürgers haben gelten können, wenn er in einer…

Von: ALEXANDER WALTHER

HYMNE AUF DAS HANDY -- Musikkabarett "Männer, die auf Handys starren" mit Annette Kruhl im Kleinkunstkeller BIETIGHEIM-

Die Kabarettistin Annette Kruhl gestand, dass sie schon lange dem App-Wahn verfallen sei. Vom Horoskop bis zur elektrischen Zahnbürste sei ihr das Handy ein hilfreicher Begleiter. Vor allem ein Date…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑