Wir gehen von Raum zu Raum, schauen in den Raum, der gerade beleuchtet ist, den gegenwärtigen Augenblick, gehen dann weiter. Wir kennen die Räume nicht, die vor uns liegen, wissen aber, dass wir nichts an ihnen ändern können. Wir sind Zuschauer unseres Lebens.
Räume, die jeder von eigenen Sekundeneindrücken kennt, macht Marco Santi in LES CHAMBRES (frz. nicht nur "Zimmer", sondern auch "(Innen-)Raum") zum Thema dieses Tanzstücks: Unsere Blicke streifen manchmal aus der Öffentlichkeit durch Fenster oder Türen in Wohnräume und Arbeitsräume - dort vollziehen Menschen für den Betrachter teils oder gänzlich unverständliche Verrichtungen. Für den unfreiwilligen Voyeur, der seiner Neugier nachgibt, entsteht ein absurder Moment: Ihm erschließt sich nur ein Teilgehalt der Situation durch die eigene Sinneswahrnehmung. So entstehen windschiefe Eindrücke, denen der Betrachter mit einer eigenen Geschichte logischen Sinn zu geben versucht. Im Kontrast zu den subjektiv wahrgenommenen Innenschauen ersteht in der Choreografie eine "konkrete" Alltagswelt mit dem vom Einzelnen oft unfreiwillig durchschrittenen Sozialgefälle im öffentlichen Raum. Roderik Vanderstraeten wird den musikalischen Wegweiser zu den Räumen entwickeln.
Choreografie Marco Santi
Bühne und Kostüme Katrin Hieronimus
Musik Roderik Vanderstraeten