Dieser Ort ist der gemeinsame Nenner einer Vielzahl von Charakteren vor und hinter den Kulissen, die ihre ganz verschiedenen Lebensentwürfe im Moment der Bewegung erfüllt sehen. Neben der Doppelspitze des Balletts Chemnitz, Sabrina Sadowska und Reiner Feistel, werden Mark McClain, Götz Hellriegel und Peter Svenzon ihre Choreografien auf die Bühne des Chemnitzer Opernhauses bringen.
Das Thema
Tanzsäle sind von jeher Orte der Grenzüberschreitung, des Austauschs und der Begegnung unterschiedlicher sozialer Gruppen. Im Umgang mit dem eigenen Körper spiegelt sich im Tanz immer auch das Verhältnis einer Gesellschaft zu sich selbst wider, die vor allem in den kleinen privaten Theatern seit dem 19. Jahrhundert einen Raum zum Ausprobieren jenseits der hochkulturellen Opern- und Schauspielbühnen fand. Beginnend in den Pariser Varietés, erfolgte in den unzähligen neu eröffnenden Unterhaltungstheatern eine Befreiung des Körpers von den Regeln des klassischen Tanzes und bürgerlicher Moralkodizes. In jenem Experimentierraum konnten Tanzformen entstehen, die gesellschaftliche Normen neu ausloteten. Eine Fortsetzung dieser Entwicklung fand mit der Erfindung des Films statt. Durch die neuen filmischen Möglichkeiten konnte außerdem das weitergeführt werden, was im Tanzsaal im Kopf des Publikums und auch der Tänzer stattfand: die Erschaffung einer Traumwelt als Gegenbild zum mühsamen Alltag.
Fand in den 30er Jahren durch die politische Vereinnahmung der Kunst durch den Nationalsozialismus und mit Festhalten an traditionellen Weltanschauungen in den 50er Jahren eine Einengung des Körpers und des tänzerischen Ausdrucks statt, ging man in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder darüber hinaus. Tanz als Ausdruck einer Generation und eines Zeitgeistes brachte eine Vielzahl stilistischer Ausdrucksweisen hervor.
Nichtsdestotrotz konnte die Institution „Tanzsaal“ zumeist nicht überleben. Ein Chemnitzer Beispiel dafür ist der Mamorpalast in Altendorf, der nach jahrzehntelangem Leerstand 2013 eingestürzt ist und zu dem auch im Stück „Lampenfieber – It’s Showtime“ eine Brücke geschlagen wird.
Die Musik
Musikalisch schweift das Stück durch die Showgeschichte. Angefangen von mitreißenden Charlestonrhythmen über Tanzfilmklassiker wie „Ich brauchen keine Millionen (Musik, Musik, Musik)“ und die große Swingzeit mit Titeln wie „Sing, Sing, Sing“ von Benny Goodman wird die Brücke in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts geschlagen. Rock’n’Roll- und Disco-Hits u. v. a. m. werden sich anschließen, bevor man schließlich auch musikalisch in der Gegenwart ankommt.
Sabrina Sadowska (Choreografie und Inszenierung) erhielt ihre Ausbildung als Tänzerin und Ballettpädagogin in ihrer Heimatstadt Basel an der Ballettakademie Maria Gorkin-Ise Leukern. Von 1985 bis 1997 war sie als Tänzerin an Theatern in Trier, Bremerhaven und Halle engagiert und von 1986 bis 1992 Stipendiatin für Bournonville-Studien am Königlich Dänischen Ballett in Kopenhagen. Gemeinsam mit Ralf Dörnen war sie ab 1997 als Ballettmeisterin und ab 1999 außerdem als Stellvertretende Ballettdirektorin beim Ballett Vorpommern verpflichtet. Seit 1998 war sie als Choreografin für mehr als 50 Schauspiel- und Musiktheaterproduktionen tätig. Mit der Spielzeit 2013/2014 wechselte sie an die Theater Chemnitz als Ballettbetriebsdirektorin und 1. Ballettmeisterin, widmet sich auch als Choreografin verschiedenen Produktionen und ist Leiterin des Chemnitzer Tanzfestivals TANZ | MODERNE | TANZ. Im März 2016 wurde sie mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Reiner Feistel (Choreografie und Inszenierung)
wurde in Altenburg geboren und studierte an der Fachhochschule für Tanz in Leipzig. Nach dem Studienabschluss war er am Staatstheater Dresden zunächst im Ensemble und von 1984 bis 1997 als Solist engagiert. Er tanzte in zahlreichen Hauptrollen und arbeitete mit bekannten Choreografen wie Harald Wandtke, Kurt Joos, Emöke Pösztenyi, Birgit Culberg, Johannes Bönig, José Limon, Stephan Thoss, Joseph Lazzini, John Neumeier und Uwe Scholz zusammen. 1996 gab er sein Debüt als Choreograf an der Semperoper. Von 1997 bis 2003 war er Ballettdirektor an den Landesbühnen Sachsen. Seit Beginn der Spielzeit 2013/2014 ist er Chefchoreograf und künstlerischer Leiter des Balletts Chemnitz und hat hier u. a. die Ballette „Dornröschen – Ein Traumtanz“, „Eine Weihnachtsgeschichte“, „Giselle“ und die Uraufführungen „Die Schneekönigin“, „König Artus“, „Mozart-Briefe“ und „Eugen Onegin“ auf die Bühne gebracht.
Mark McClain (Choreografie)
ist gebürtiger New Yorker, erhielt seinen ersten Ballettunterricht bei Alfred Corvinos Dance Circle und besuchte die School of American Ballet in New York. 1973 ging er an die „John Cranko“ Schule in Stuttgart und wurde im Anschluss Mitglied des Stuttgarter Balletts. Als erster Solist des Ensembles arbeitete er mit den weltweit bekanntesten Choreografen, darunter Marcia Haydée, Maurice Béjart, William Forsythe sowie Uwe Scholz. 1985 verließ er Stuttgart und ging zum Züricher Ballett unter der Leitung von Uwe Scholz. 1987 kam er zurück nach Stuttgart und blieb dort bis zum Ende seiner tänzerischen Laufbahn 1998. In der Spielzeit 2001/2002 übernahm er die Ballettdirektion am Nationaltheater Mannheim und ist seit der Saison 2010/2011 Ballettdirektor des Landestheaters Coburg.
Peter Svenzon (Choreografie)
stammt aus Schweden und begann seine künstlerischen Laufbahn als Breakdancer, bevor er eine professionelle Tanzausbildung an der Ballet Academy in Göteborg absolvierte. Nach seinem Studium arbeitete er als Tänzer und Choreograf u. a. in Italien, Deutschland, Dänemark und Norwegen. 1998 kehrte er nach Göteborg zurück und gründete seine Company Art Of Spectra. Seitdem kreierte er mehr als 30 Choreografien für das Ensemble, das auf nationaler und internationaler Ebene gefragt ist. In seinen Arbeiten überschreitet er stets Grenzen zwischen verschiedenen Kunstformen wie Tanz, Theater, Musik, Video und visueller Kunst. Peter Svenzon choreografierte darüber hinaus für die Göteborgs Operan, das Theater Vorpommern, für das Folkteatern Göteborg und das Dansens Hus in Stockholm. Er arbeitete u. a. mit Lars Norén, und Vibeke Bjelke. 2013 erhielt Peter Svenzon den Preis der Sten A Olsson Foundation for Research and Culture.
Götz Hellriegel (Choreografie)
war nach seiner Ausbildung zum Tänzer und Schauspieler in Paris, New York und Berlin u. a. am Theater des Westens und bei diversen TV-Produktionen engagiert. Er choreografierte mehr als 50 Musiktheaterproduktionen in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden. Jüngere Regiearbeiten führten ihn für „The Who‘s Tommy“ nach Bielefeld und für die Deutsche Erstaufführung von „Toi c‘est moi“ nach Gera-Altenburg. Im September 2014 brachte er die Deutsche Erstaufführung von „Flashdance – Das Musical“ an der Oper Chemnitz als Regisseur und Choreograf auf die Bühne – die Produktion wurde erfolgreich vom Staatstheater Darmstadt übernommen. Seit 1991 ist Götz Hellriegel Dozent für Musicaltanz an der Universität der Künste Berlin.
Musik von Charlie Chaplin, Peter Kreuder, Benny Goodman, Django Reinhardt, Walter Donaldson, Ray Henderson, Gerardo Matos Rodriguez, Leonard Bernstein u. a.
Inszenierung: Sabrina Sadowska, Reiner Feistel
Choreografie: Mark McClain, Reiner Feistel, Götz Hellriegel, Sabrina Sadowska und Peter Svenzon
Bühne: Marion Eisele
Kostüme: Esther Bätschmann
Es tanzen das Ballett Chemnitz und Mitglieder der Opernballettschule
16.09.2016
Freitag
19:00 Uhr
23.09.2016
Freitag
19:00 Uhr
01.10.2016
Samstag
19:00 Uhr
09.10.2016
Sonntag
15:00 Uhr
31.10.2016
Montag
15:00 Uhr
04.11.2016
Freitag
19:00 Uhr
13.01.2017
Freitag
19:00 Uhr
19.01.2017
Donnerstag
16:00 Uhr
04.02.2017
Samstag
19:00 Uhr
10.03.2017
Freitag
19:00 Uhr
17.03.2017
Freitag
19:00 Uhr
26.03.2017
Sonntag
18:00 Uhr