Dazu gehören Max und Alex – zwei junge Wilde, die hinter Kaufhof herumlungern und sich mit Kleinstgeschäften über Wasser halten, mit besonderen Ideen: Sie verkaufen Gespräche an Passanten und individuelle Schicksale. Ein in Kaufhof angestellter Sicherheitsmann ist einer ihrer ersten Kunden. Dann wäre da noch die Filialleiterin, die mit Argusaugen auf das Wohl ihrer Kunden achtet. Und es gibt Lia, eine Verkäuferin, die ein Auge zudrückt, wenn sich Max und Alex wieder einmal etwas in die Tasche stecken. Fünf Menschen – fünf Süchte und Sehnsüchte.
Lia und Alex werden ein Liebespaar. Lia besorgt Alex einen Job im Supermarkt. Max zieht sich aus Eifersucht in sich zurück. Während er immer verzweifelter versucht, noch die letzten lebenden Ressourcen zu Geld zu machen und schließlich seine gesamte Identität zum Kauf anbietet, sucht Alex den Weg zurück in die Bürgerlichkeit. Schließlich zerstört eine Affäre zwischen Lia und Max die vormals vertrauensvolle Beziehung zwischen diesen drei Menschen.
Alex, Max und Lia sind drei einander Suchende und Brauchende. Die glitzernde Warenwelt ist nur noch Kulisse für ihre unerfüllten Bedürfnisse. Sie sehnen sich nach einer Wirklichkeit für ihre Wünsche. Sie suchen einander, sie finden sich, sie lieben sich, sie verletzen sich, verlieren sich als beschädigte Seelen, doch ringen weiter um eine Zukunft für ihre Träume.
Zum Stück
Die Figuren in Anne Habermehls Stück „Küss mich hinter Kaufhof“ befinden sich in einer Welt, in der sie nicht mehr wert sind als den Nutzen, den sie in den Augen anderer Menschen haben. Sie sind ein guter Teil des Systems. Nähe ist etwas Besonderes in dieser Welt, in der an jeder Straßenecke jemand nach einer Berührung schreit und doch jeder selbst nur Distanz zu bieten hat.
Die allgegenwärtige Sehnsucht, selbstbestimmt zu leben, Menschen um sich herum zu haben, etwas zu spüren, Dinge entgegen jeder Logik zu tun, nicht nützlich zu sein, treibt die Figuren zueinander. Sie wollen weg von der stumpfen Taubheit ihres Selbst, hin zu dem, was ihrer Meinung nach das Leben sein sollte. Alex, Max und Lia bilden eine Allianz gegen das System, gegen das Alleinsein. Sie sind der kleine Hoffnungsschimmer in der Wüste der Sehnsucht. Freundschaft und Vertrauen sind ihr höchstes Gut. Doch die drei Figuren können beides nicht halten; der Markt schlägt gnadenlos zu. Aus dem Team werden Konkurrenten und der Verrat trifft sie.
Regie, Bühne und Kostüme: Alexandra Wilke
Nikolaus Barton (Max), Bernhard Conrad (Alex), Bettina Schmidt (Lia), Tilo Krügel (Kunde), Elvira Grecki (Chefin)