Weil sie von Hans, ihrem verstorbenen Mann, zweimal geschwängert und gleich anschließend verwitwet wurde, brachte ihr Talent weder Ruhm noch Geld. So muss das Wohnzimmer allabendlich als Bühne, müssen ihre Kinder als Techniker und vor allem als Publikum dienen. Irmi und Martin müssen die Mutter nicht nur umjubeln, sie sollen genau darin auch ihr eigenes Glück finden. Denn Käthe Hermann, die gute Mutter, will, dass die Familie glücklich ist.
Das Stück zeigt, wie die Mitglieder einer Familie Illusionen über die eigene Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft produzieren, um sich als gesellschaftlich handlungsfähige Individuen und als wertvolle Mitglieder einer Gemeinschaft sehen zu können. Und es zeigt den Wahn, der entsteht, wenn diese Illusionsproduktion durch die gesellschaftlichen Bedingungen bedroht wird.
Anne Lepper, die derzeit in Wuppertal lebt, studierte Philosophie, Literatur und Geschichte in Wuppertal, Köln, Bonn und Essen. Außerdem absolvierte sie das Studium des literarischen Schreibens an der Hochschule der Künste Bern. Ihr Debütstück Sonst alles ist drinnen wurde mit dem Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik ausgezeichnet. Außerdem gewann sie damit in der Langen Nacht der neuen Dramatik 2009 an den Münchner Kammerspielen den Publikumspreis.
Käthe Hermann ist das zweite Stück der Autorin. Drei Tage nach der Premiere in Bielefeld folgt bereits ihre nächste Uraufführung, Seymour oder ich bin nur aus Versehen hier, die am Staatstheater Hannover gezeigt wird.
Inszenierung Daniela Kranz
Bühne und Kostüme Timo Dentler, Okarina Peter
Dramaturgie Claudia Lowin
Mit Therese Berger, Hannah von Peinen, John Wesley Zielmann