Meistens sitzt sie am Küchentisch – seit neuestem mit einem Laptop. Was damals das Fenster war, ist für Margarete heute der Computer. Sie will teilhaben am Leben! Doch so einfach ist das nicht. Enkel Jonas hat ihr zwar alles erklärt, aber wenn schon im echten Leben niemand Interesse an ihr hat, wieso dann im Web 2.0? Deshalb erfindet Margarete sich neu. Doch je intensiver sie sich in die alternative Welt flüchtet, desto mehr verliert sie den Bezug zur Wirklichkeit. Sie wird dement. Ihr Enkel verfolgt den langsamen Verfall von der vitalen zur zerbrechlichen alten Frau und beginnt die Verantwortung für sie zu übernehmen, obwohl er selbst nicht weiß, was er mit dem eigenen Leben anfangen soll. Denn Jonas hat zwar schon etliche Praktika und Arbeitsversuche hinter sich, aber was er selbst denn nun eigentlich will, wo er hingehört und wer er ist, das weiß er nicht. In gewisser Weise schlittert er ähnlich orientierungslos durch die Welt wie Margarete, nur mit dem Unterschied, dass er ein Bewusstsein dafür besitzt.
»Im Stillen« beschreibt berührend die Geschichte eines Verlusts. Dabei ist das Verlieren der Identität bei Margarete ebenso schmerzvoll zu beobachten wie Jonas’ Kampf um die Beziehung zu seiner Großmutter und die Suche nach dem passenden Lebensentwurf. Clemens Mädge hat mit seinem Text eine bestechend unsentimentale und genaue Betrachtung heutiger Zustände unternommen. Er erzählt von Familie, vom Älterwerden, von Verlusten, Orientierungslosigkeit und der Suche nach der Identität.
Regie und Text: Clemens Mädge,
Bühne: Anja Kreher,
Kostüme: Anja Wendler,
Dramaturgie: Nora Khuon.
Es spielen: Juliane Koren und Martin Wolf.
Weitere Vorstellungen: 4.4., 6.4.
Eintrittspreis: 10 € / 6 €
Karten: Telefon 0 40.24 87 13 (Mo.-Sa., 10-19 Uhr) oder online unter www.schauspielhaus.de