Sie waren nicht sicher, ob er ein Idealist, ein Hochstapler oder einfach sehr geschäftstüchtig war. Sich selbst hielten sie ohne Zweifel für Idealisten. Sie waren fröhlich und in diesem Moment in der Winterwärme sah alles noch nach Kunst aus, aber bald würde es Arbeit sein. Denn baut sich der Idealist nicht selbst die Falle, in die er lächelnd fällt?
Ausgehend von Beobachtungen zur italienischen Renaissance, zum Stummfilm One Week von Buster Keaton und zum eigenen Leben, fragt SCHAUPLATZ INTERNATIONAL, was Idealismus bedeutet. Und warum werden Idealisten komisch, wenn sie auf die Realität treffen? Weil sie stärker an das glauben, was sie im Kopf haben als an das, was ihnen vor Augen steht? Weil sie in ihrem Beharren steif werden, zu langsam oder zu schnell? Weil ihre eigenen Irrtümer Slapstick mit ihnen veranstalten?
Idealisten ist eine Suche nach Würde in der Lächerlichkeit, mit still gelesenen Texten, Arbeit, die aussieht wie Tanz und eigenartigen Kostümen, mit denen man durchs Leben geht. Während der Musiker Martin Lorenz nach mathematischen Proportionen und mit Zitaten des Renaissance-Komponisten Andrea Gabrieli Musik macht, errichtet die Gruppe mit einem Bausatz und Plänen von raumlaborberlin ein Monument für den Idealismus, die Komik und sich selbst. Sie führt mit Holz und Leinwand die konkreteste Handlung aus, die im symbolischen Raum Theater überhaupt möglich scheint: ein Denkmal bauen.
2014 feiert das in Bern und Berlin arbeitende Kollektiv Schauplatz International mit der Produktion Idealisten ihr 15 jähriges Bestehen. SCHAUPLATZ INTERNATIONAL wurde 1999 gegründet. Seit 2001 besteht die Gruppe im Kern aus Anna-Lisa Ellend, Albert Liebl, Lars Studer und Martin Bieri und bezieht regelmässig befreundete Künstler ein. Die Gruppe agiert hauptsächlich von Bern und Berlin aus und hat an vielen Festivals (Impulse, Politik im Freien Theater, Meteor Bergen, reich&berühmt, internationales Figurentheaterfestival Erlangen, Theaterspektakel Zürich), Gastspielhäusern (HAU Berlin, Gessnerallee Zürich, Mousonturm Frankfurt, FFT Düsseldorf), Staats- und Stadttheatern (Kammerspiele München, Schauspielhaus Zürich, Schauspiel Essen) im ganzen deutschsprachigen Raum gastiert. In 15 Jahren sind über 50 Stücke, Performances, Aktionen, Filme und Hörspiele entstanden. 2012 erschien im transcript-Verlag die Monographie Neues Landschaftstheater über SCHAUPLATZ INTERNATIONAL. www.schauplatzinternational.net
raumlaborberlin besteht aus sieben Berliner Architekt/innen, die sich zu einer kollektiven Netzwerkstruktur zusammengefunden haben. Sie arbeiten interdisziplinär an den Schnittstellen zwischen Architektur, Stadtplanung, Kunst und Intervention. Ihre Arbeitsmethode nennen sie „forschungsbasiertes Gestalten“. Raumlabor verschiebt dazu programmatische Narrative in städtische Leerräume, sie installieren Atmosphären und schaffen den Blick für Potentiale von urbanem Raum und seiner Nutzung. Neben ihren temporären Architekturen entwickelten sie auch Projekte für Kunstraum München, Kunstverein Heidelberg, dem ZKM, Kampnagel Hamburg und der Architektur Biennale in Venedig. www.raumlabor.net Martin Lorenz, Schlagzeuger und Komponist studierte in Zürich, Amsterdam und Paris und arbeitet freischaffend im Bereich der zeitgenössischen und experimentellen Musik. Für die Produktion Idealisten arbeitet er erstmalig mit der Akkordeonistin Silke Lange zusammen. Martin Lorenz ist Mitglied des Collegium Novum Zürich und künstlerischer Leiter des auf elektronische Musik spezialisierten Plattenlabels DUMPF. Silke Lange studierte 1998 bis 2003 an der Berliner Musikhochschule Hanns Eisler. Ihr Schwerpunkt liegt auf Neuer Musik. Sie ist Mitbegründerin und künstlerische Leiterin des Ensemble LUX:NM. www.martinlorenz.ch / www.silkelange.info
Idee, Konzept, Realisation: Schauplatz International
Konzept, Raum, Kostüme: raumlaborberlin (Axel Timm, Nicole Timm)
Komposition, Schlagzeug: Martin Lorenz / Akkordeon: Silke Lange
Technik, Lichtdesign: Max Stelzl
Produktionsleitung: Ralf Grunwald, Eva-Maria Bertschy
Recherche und Vermittlung Italien: Anna Gubiani
Mit: Martin Bieri, Anna-Lisa Ellend, Albert Liebl, Lars Studer
Koproduktion mit: HAU Hebbel am Ufer Berlin, Schlachthaus Theater Bern, Dampfzentrale Bern, Kaserne Basel, Ringlokschuppen Mülheim
Gefördert durch: Hauptstadtkulturfonds Berlin, Stadt Bern, Kanton Bern, Migros Kulturprozent, Pro Helvetia, Ernst-Göhner-Stiftung, Artephila Stiftung, Burgergemeinde Bern
Alle Termine:
- 9. Januar (UA), 10.–12. Januar 2014 im HAU1 Berlin
- 31. Januar 2014, Ringlokschuppen Mülheim
- 2. April (Premiere), 4.–6. April 2014 in der Dampfzentrale in Koproduktion mit dem Schlachthaus
Theater Bern
- 9.–10. April 2014 in der Kaserne Basel
Weitere Vorstellungen: 10. bis 12. Januar 2014