Sie haben deren Mutter Karin, eine Altachtundsechzigerin, sowie Valeries Schwester Vera, eine Soziologin mit Forschungsschwerpunkt „Politischer Aktivismus“ und „Ziviler Ungehorsam“, zu Gast. Noch warten alle auf den Vater, einen Le Corbusier-Forscher und Karins Ex-Mann. Vera widmet sich im Kopf ihren eigenen Problemen und ist, wie sie sagt, eigentlich gar nicht hier. Man kann es ihr nicht verdenken, denn gestritten wird viel, über Politisches und Privates. Valerie hatte letztes Jahr ein Verhältnis mit ihrem Chef, wovon alle wissen, auch wenn es offiziell nie erwähnt wird. Und Georg macht sich an das lettische Au Pair Luize heran – oder ist es umgekehrt? Der Haushalt ist linksliberal, und gefällt sich dabei.
Doch trotz gekonnt ausgeübter Dialogkultur braucht es manchmal ein Spielbrett, um sich daran festzuhalten. In diesem Fall heißt das Spiel Monopoly. „Sein Ziel ist es, alle anderen in die Insolvenz zu treiben“, sagt Karin. Die Figuren des Stückes strampeln hilflos-komisch wie die Figuren auf dem Spielbrett. Wie ausbrechen? Wie sich engagieren, wenn Kapitalismus, säkularer Humanismus und liberale Demokratie sinnlos erscheinen? „Euch fehlt die soziale Härte“, meint Karin. Und Georg ist, wie immer, für einen „Themenwechsel.“ „Global denken, lokal handeln“ stößt in dieser Vorgarten-Szenerie mit japanischem Tischgrill an ihre Grenzen. Oder ist es vielleicht der Tanz auf dem Vulkan?
Herr Schuster kauft eine Straße schrieb Ulrike Syha als Auftragswerk für das Nationaltheater Mannheim. In der Spielzeit 2009/2010 war sie Hausautorin am Nationaltheater, wo ihr Stück Fracht (Nautisches Denken I-IV) zur Aufführung kam.
Regie führt Mirja Biel, die nach Inszenierungen in Hamburg, Osnabrück, Göttingen und Bremen zum ersten Mal am Nationaltheater arbeitet.
Inszenierung: Mirja Biel in Zusammenarbeit mit Joerg Zboralski
Bühne: Anke Niehammer
Dramaturgie: Stefanie Gottfried
Mit Anya Fischer, Jenny König, Anke Schubert, Luisa Stachowiak, Sascha Tuxhorn
Kartentelefon: 0621- 16 80 150, www.nationaltheater-mannheim.de