Im neuesten Stück des Schweizer Autors Lukas Bärfuss geht es genau um diesen Fall: ein junger Mann bekommt Zweifel und er weiß, dass man sich mittels eines DNA-Tests Gewissheit verschaffen kann. Ein unpersönlicher Brief teilt ihm schließlich mit, dass er nicht der Vater ist, oder anders gesagt, die beiden Träger der Proben nicht miteinander verwandt sind. Hier setzt das Stück ein. Lukas Bärfuss stellt den Bestand familiärer Bindungen in Zeiten maximaler Transparenz in Frage. Welche Rolle spielt die soziale Elternschaft überhaupt noch, wenn die Biologie zum Prüfstein für Treue, Ehrlichkeit und Bindung geworden ist. Die Umwertung der Werte setzt ein, gerade als der Mensch des 21. Jahrhunderts erkannt zu haben glaubt, dass soziale Einflüsse bestimmender seien als biologische Faktoren. Das Kuckuckskind wird zum komischen Kristallisationspunkt unserer Moral und unserer Vorstel-lung von Erziehung, Familie und Vererbung. Wir haben die Probe geschaffen und die biologische Wahrheit, die sie herstellt, wird die soziale Wirklichkeit verändern.
Lukas Bärfuss, 1970 in der Schweiz geboren, wurde 2004 zum Nachwuchsdramatiker und im folgenden Jahr für sein Stück "Der Bus" zum Dramatiker des Jahres gekürt. Sein neuestes Stück "Die Probe" ist als Auftragswerk für die Münchner Kammerspiele entstanden.
Regie Lars-Ole Walburg
Bühne Robert Schweer
Kostüme Kathrin Krumbein
Dramaturgie Björn Bicker
Musik Tomek Kolczynski
Video Fausto Molina / Tourette TV
Licht Max Keller
Simon Korach | Hans Kremer |
Peter Korach | Oliver Mallison |
Agnes Korach | Katharina Lorenz |
Franzeck | Stefan Merki |
Helle Korach | Gundi Ellert |