Für ‚Die Boxerin’ hat sich der Journalist Dirk Schneider mit Asylsuchenden in Hamburg getroffen. Dabei sind Gespräche entstanden, die eindrücklich von der schwierigen Lebenssituation der Asylbewerber berichten.
Eine der Interviewten ist mit elf Jahren nach Hamburg geflohen. In ihrer Heimat Sierra Leone herrschte damals Bürgerkrieg. Heute ist das Land mitdem Wiederaufbau beschäftigt, was vor allem auch heißt, die Kriegsversehrten, darunter viele Kinder, ins Leben zu reintegrieren – Sierra Leone gehört zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern der Erde.
Das Flüchtlingsmädchen ist inzwischen 18 Jahre. Seit gut siebeneinhalb Jahren ist sie in Hamburg geduldet, d.h. sie hat keine Aufenthaltsgenehmigung. Sie lebt mit der beständigen Angst, doch noch abgeschoben zu werden in ein Land, das sie nicht mehr ihre Heimat nennen würde. Nach Stationen in einem Kinderheim und bei Pflegefamilien wohnt sie jetzt in einer kleinen, einem Jugendwohnprojekt angegliederten Wohnung.
Wie sie geflohen oder was mit ihrer Familie geschehen ist, darüber hat sie in dem Interview kein Wort verloren. Jeder ihrer Gedanken kreist um ihr Leben hier. Denn sie lässt nichts unversucht, in Hamburg ein neues Leben aufzubauen: Sie kämpft um ihre Anerkennung. Und darin ähnelt dieser Kampf den Kämpfen der Helden der literarischen wie realen Boxgeschichte von Rocky bis Susianna Kentikian, Luan Krasniqi oder Arthur Abraham, deren Geschichten, da sie glücklich verlaufen, stets die Geschichte vom Underdog zum Champion erzählen.
Frank Abt nutzt die Erzählfolie dieser Boxergeschichten, um die Lebensgeschichte des Flüchtlingsmädchens aus Sierra Leone, das auch Champion, d.h. anerkannt sein möchte, in eine Erzählung für das Theater zu übersetzen. Und da dürfen auch ein Trainer und ein Beamter der Einwanderungsbehörde nicht fehlen, die ebenfalls für ‚Die Boxerin’ interviewt worden sind. Wie das Flüchtlingsmädchen ringen auch sie um ihr ‚Glück in Hamburg’.
Interviews Dirk Schneider
Regie Frank Abt
Bühne Oliver Helf
Kostüme Oliver Helf
Ensemble Simon Brusis , Olivia Gräser, Markwart Müller-Elmau
Dramaturgie Benjamin von Blomberg
'Die Boxerin' wird gefördert von der Bundeskulturstiftung.