Genug Zeit für Erinnerungen: an Kindheit, Jugend, auch an die letzten Jahre, in denen sie ihren Vater kaum noch gesehen haben. Es steht zu befürchten, dass der Vater Haus und Vermögen seiner ungarischen Pflegekraft, die ihm auch in anderer Hinsicht zur Hand ging, vermacht hat. Denn verständlicherweise war er wenig begeistert, als er mitbekam, dass seine eigenen Kinder planten, ihn zu entmündigen. Dumm nur, dass er sein Testament ausgerechnet bei einem Münchner Staranwalt verwahrte, den die Geschwister nur das „Schwein“ nennen, seitdem er Linda vor vielen Jahren für eine andere Frau sitzen ließ. Es gilt also, einen gemeinsamen Plan zu entwickeln, was nicht einfach ist, so unterschiedlich wie die Geschwister sind.
Linda ist die Pragmatikerin unter den Vieren. Joschi – je nach Perspektive – ein Linksintellektueller oder ein Obdachloser, Jakob ein weitgehend erfolgloser Fernsehmacher und Uli lebt ein Aussteigerleben irgendwo in der Pampa auf der Schwäbischen Alb. Es wird also geredet, getrunken, gestritten, geliebt, gehasst und vor allem gehofft, dass am Ende doch noch etwas vom Erbe übrig bleibt.
Karl-Heinz Otts 2015 erschienener Roman ist komisch und anrührend zugleich. Ott zeichnet darin ein facettenreiches Bild der Generation der nach dem Zweiten Weltkrieg Geborenen, die irgendwo zwischen
Freiheitsdrang, Individualismus und Familiensinn nach den Antworten auf die großen Fragen des Lebens suchen.
Matthias Fontheim hat für die Uraufführung des Stoffes eine Fassung für die WLB Esslingen geschrieben.
Karl-Heinz Ott wurde 1957 in Ehingen bei Ulm geboren. Er studierte Philosophie, Germanistik und Musikwissenschaft und arbeitete anschließend als Dramaturg in Freiburg, Basel und Zürich. 1998 erschien sein Debütroman „Ins Offene“, für den er den Förderpreis des Hölderlin- Preises und den Thaddäus-Troll-Preis erhielt. Auch die nachfolgenden Romane „Endlich Stille“ und „Ob wir wollen oder nicht“ wurden mehrfach mit Literaturpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises (1999), dem Alemannischen Literaturpreis (2005), dem Preis der LiteraTour Nord (2006), dem Johann-Peter-Hebel- Preis (2012) dem Wolfgang-Koeppen-Preis (2014). Karl-Heinz Ott lebt in Freiburg.
Matthias Fontheim arbeitet als freier Regisseur u.a. an den Theatern in Freiburg, Kassel, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg sowie dem Schauspielhaus Zürich. Engagement als Regisseur und Leitungsmitglied am Niedersächsischen Staatsschauspiel Hannover, anschließend am Bayerischen Staatsschauspiel München. Von 2000 bis 2006 Intendant des Schauspielhauses Graz. Von 2006 bis 2014 Intendant des Staatstheaters Mainz.
Regie: Matthias Fontheim
Bühne & Kostüme: Elisabeth Pedross
Dramaturgie: Marcus Grube
Vater (Andreas Hutter),
Linda (Sabine Bräuning),
Fred (Martin Theuer),
Jakob (Achim Hall),
Uli (Boris Burgstaller),
Franziska (Gesine Hannemann),
Joschi (Reinhold Ohngemach),
Max Schmeler (Marcus Mislin)
Weitere Vorstellungen in Esslingen: 21.3., 1.4., 7.4., 21.4., 27.4.