Rachsüchtige Chemielehrerinnen im innigen Gebet, Models auf dem Klo beim Koksen, Haustierhalter mit ihren Vierbeinern auf der Flucht vor der Einsamkeit. Der österreichische Filmemacher Ulrich Seidl beobachtet in seinen Dokumentar- und Spielfilmen abgründige Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Als geduldiger, zugewandter Voyeur hört und sieht er den Gewohnheiten, Obsessionen und intimen Situationen von Menschen zu, die ihm ihr Leben in oft erstaunlichen Geständnissen offenbaren. Wie kaum ein anderer Künstler dringt Seidl ins Private vor, zum Vögeln, Sterben, Beten, und führt uns in Wirklichkeiten, die wir uns gern zu kennen weigern oder für die wir uns schämen. Es ist das Hässliche und das Gemeine, das ihn interessiert, das zutiefst Verletzliche und Gebrochene, Unerfüllte, das er uns zumutet.
BÖSE BUBEN ist Ulrich Seidls zweite Arbeit für das Theater. Für sie wird er David Foster Wallaces KURZE INTERVIEWS MIT FIESEN MÄNNERN benutzen, eigene Texte schreiben und seinen Film über den Österreicher und seine Keller weiterentwickeln. Er beschäftigt sich mit männlichen Versagensängsten, Gewaltphantasien, Zwangshaltungen; mit dem fetischisierten Keller als Ort der ungebremsten Überlegenheit; mit dem ganzen männlichen Dilemma in Beziehung zur Frau und zu anderen paranoiden Dominanzansprüchen.
Ich interessiere mich für das sogenannte Private und dessen Abgründe, die ja alle in uns stecken. Jeder Mensch hat seine Abgründe. Und darin liegt auch eine Wahrheit. Ulrich Seidl
Texte von David Foster Wallace und Ulrich Seidl
Regie: Ulrich Seidl,
Bühne: Duri Bischoff,
Kostüme: Sara Schwartz,
Licht: Rainer Caspar,
Dramaturgie: Stefanie Carp, Julia Lochte
Mit: Georg Friedrich, Wolfgang Pregler, Lars Rudolph, René Rupnik, Nabil Saleh, Michael Thomas, Michael Tregor
Empfohlen ab 16 Jahren
Eine Koproduktion mit den Wiener Festwochen, Uraufführung am 5. Juni bei
den Wiener Festwochen.