Große Popularität erhielt sie zwar erst im vergangenen Jahrhundert, mitten in einem großen Krieg, doch die Courasche ist nicht erst seit Bertolt Brechts Mutter Courage eine Ikone. Bis heute bewundern wir ihre Bauernschläue, ihren Mut und ihr Draufgängertum. Obwohl sie als Marketenderin während des Dreißigjährigen Krieges fast immer in Lebensgefahr schwebte, gelang ihr doch ein lustbetontes Leben. Als Landstörzerin, Pferdehändlerin und Liebesdienerin machte sie gute Gewinne. Ihre Gerissenheit ließ sie dem Krieg ebenbürtig werden.
Als eine der ersten Frauen erkannte sie den prinzipiellen gesellschaftlichen Unterschied zwischen Mann und Frau überhaupt: Ein Mann darf seinen Vorteil suchen, eine Frau muss auf ihren Vorteil warten. Dass sie immer wieder (mit Erfolg) versucht hat, dieses Prinzip auf den Kopf zu stellen, macht aus ihr bis heute eine moderne Frau. Deswegen sehen wir die Courasche in dem Stück von Wilhelm Genazino auch als Reisende durch die Altersstationen ihres Lebens.
Vorlage zu Genazinos Courasche ist die Erzählung Trutz Simplex Oder ... Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche von Jakob Christoph von Grimmelshausen (1670), die auch Bertolt Brecht zur Grundlage seines Dramas (Uraufführung 1941 in Zürich) machte.
Ein Auftragswerk der RuhrTriennale.
Regie:
STEPHANIE MOHR
Musikalische Einstudierung:
Walter Zeh
Bühne, Kostüme:
ANDREA UHMANN
Video-Installation:
NIVES WIDAUER
Mit:
JULISCHKA EICHEL, BARBARA NÜSSE, ANNA FRANZISKA SRNA, DANIEL ROHR, Vokal-Ensemble des Philharmonia Chors Wien
Veranstaltungen:
3., 5., 6., 8., 9., 10. Oktober