Und als diese 1864 nur vor geladenen Gästen zur Einweihung der Privatkapelle des Grafen Michel-Frédéric Pillet-Will in Paris uraufgeführt wurde, erklang in der Tat ein Werk, das von anderem Charakter als eine traditionelle Messe ist. Auf faszinierende Weise spiegelt die ganz und gar nicht „kleine“ Komposition vielmehr wider, wie sich Rossini der verwirrenden Vielschichtigkeit von Glaubensfragen im 19. Jahrhundert stellte und mit geradezu ironischer Distanz Opernhaftes ebenso integrierte wie mit einer großen Ehrlichkeit zutiefst Religiöses, aber auch mondäne Tanzmusikanklänge mit einer eigentümlichen Nachdenklichkeit verschränkte.
„Das Werk ist voller Gefahren, aber auch von einer solchen Schönheit, dass es einen einfach mitnimmt“, verriet Martin Schläpfer während der Arbeit an seiner neuesten abendfüllenden Choreographie für sein 45-köpfiges Ballett am Rhein. „Es ist geistliche Hausmusik, zu der man beten und gläubig sein, aber auch Kuchen, Brot oder wohlriechende Würste essen, flirten und sich unterhalten darf. Das zutiefst Menschliche, Fehlerbehaftete, leicht Geschwätzige interessiert mich, aber auch die Italianità, das Südliche, Sinnliche, die Lebensfreude, die Hitze, die Komödie.“ Viele Details aus Rossinis Leben – seine bewusste Entscheidung, sich auf dem Höhepunkt seines Ruhms 1829 von der Opernbühne zurückzuziehen, um fortan in seiner Wahlheimat Paris einer anderen Kunst, der des Kochens, zu huldigen, seine Lebensfreude, sein Genießertum und die Fähigkeit, die samstäglichen Festmahle in seiner Villa in Passy oder seiner großzügigen Stadtwohnung in der Chaussee d’Antin zu den wichtigsten gesellschaftlichen Ereignissen im Paris Napoleons III. zu machen, aber auch seine zahlreichen Depressionen und Krankheiten – liefern Martin Schläpfer ein fruchtbares Feld an Assoziationen, ohne daraus ein konkretes Stück über den Komponisten Rossini zu machen: „Mich interessiert das poröse Gestein zwischen Leben und Gelebtem, Geistigem und Göttlichem, Niedrigem und Hohem, Tanz, Theater, Poesie und Commedia dell’arte.“
MUSIK „Petite Messe solennelle“ für Sopran, Alt, Tenor, Bass, zwei Klaviere, Harmonium und gemischten Chor sowie Klavierstücke aus den „Péchés de vieillesse“ von Gioacchino Rossini
CHOREOGRAPHIE Martin Schläpfer
MUSIKALISCHE LEITUNG Axel Kober
BÜHNE & KOSTÜME Florian Etti
CHORLEITUNG Gerhard Michalski
LICHT Volker Weinhart
SOPRAN Morenike Fadayomi
ALT Katarzyna Kuncio
TENOR Corby Welch
BASS Günes Gürle
KLAVIER Dagmar Thelen, Eduardo Boechat, Wolfgang Wiechert
HARMONIUM Patrick Francis Chestnut
CHOR Chor der Deutschen Oper am Rhein
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Ballettwerkstatt im Opernhaus Düsseldorf: Dienstag, 30. Mai 2017, 18.00 Uhr, Eintritt frei
Vorstellungen im Opernhaus Düsseldorf: Fr 02.06. 19.30 Uhr (Premiere) / So 04.06. 18.30 Uhr /
So 11.06. 15.00 Uhr / Sa 24.06. 19.30 Uhr / Do 06.07. 19.30 Uhr / Fr 07.07. 19.30 Uhr / Di 11.07. 19.30 Uhr /
Sa 15.07. 19.30 Uhr / Mi 22.11. 19.30 Uhr / Sa 02.12. 19.30 Uhr / Fr 16.03. 19.30 Uhr / So 08.04. 15.00 Uhr
Vorstellungen im Theater Duisburg:
Sa 14.10. 19.30 Uhr (Premiere) / Sa 21.10. 19.30 Uhr / So 12.11. 15.00 Uhr / Do 16.11. 19.30 Uhr
Gastspielvorstellung bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen: Mi 21.06. 20.00 Uhr
Fernsehausstrahlung auf 3sat: Samstag, 22.07.2017 20.15 Uhr
Karten und weitere Informationen sind erhältlich im Opernshop Düsseldorf 0211.89 25-211, an der
Theaterkasse Duisburg 0203.283 62-100 sowie über www.ballettamrhein.de