Doch plötzlich schreibt er Liebesbriefe an Randolphs Frau Rebecca. Und dann bezichtigt Tiberius das Ehepaar des Kindesmissbrauchs und zeigt es bei der Polizei an. Die Beamten nehmen den Vorwurf zwar nicht allzu ernst; andererseits gibt es keinerlei rechtliche Handhabe gegen den Stalker. Und Tiberius lässt nicht locker …
Plötzlich stecken die Tiefenthalers in einer tiefen Ehekrise, verzweifeln ohnmächtig ob ihrer Hilflosigkeit gegenüber den Verleumdungen. Die zerstörte Sicherheit erschüttert Randolph zutiefst. Die Angst seiner Kindheit steigt in ihm hoch – er erinnert sich, wie er mit seinem Vater, einem Waffennarren, schießen üben musste. Vater und Sohn sind sich seit Jahren fremd. Doch nun bringt die unerträgliche Situation Randolph auf eine entsetzliche Idee …
Angst legt in klarer und unnachgiebiger Weise offen, wie dünn die zivilisierte Fassade ist, die die Bürger unserer Gesellschaft vernunftmäßig zusammenhält, und zeigt, wie schnell das Vertrauen in Recht und Gesetz zerbröckeln kann, wenn die eigene Existenz in Frage steht. Dirk Kurbjuweit beschreibt eindringlich die Hilflosigkeit, die ein Stalkingfall für die Betroffenen bedeuten kann, und wie die Verzweiflung mitunter bis zum Äußersten führt: dem Wunsch nach Selbstjustiz. Dabei verknüpft Angst dieses Thema meisterhaft mit dem Psychogramm einer nach außen hin perfekten Familie und zeigt, welche Mechanismen in Gang gesetzt werden können, wenn eine äußere Bedrohung den familiären Zusammenhalt in Frage stellt. Angst ist ein fantastischer Thriller, der nicht durch konkrete Gewalt, sondern durch die immer bedrängender werdenden Angstfantasien der Protagonisten spannend wird.
Der Spiegel-Redakteur Dirk Kurbjuweit hat bislang sechs hoch gelobte Romane geschrieben, von denen Die Einsamkeit der Krokodile und Zweier ohne fürs Kino verfilmt wurden. Sein Anfang 2013 erschienenes neuestes Buch Angst adaptiert der junge Regisseur Martin Kindervater, der in der Spielzeit 12/13 mit Erfolg Bartsch, Kindermörder im Bunker Sedanstraße inszenierte, als atmosphärisch dichtes und packendes Kammerspiel.
Regie
Martin Kindervater
Anne Manss
Kostüme
Elisabeth Gers
Dramaturgie
Tilman Raabke
Mit
Elisabeth Kopp
Jürgen Sarkiss
Peter Waros
MI, 02.10.2013 19:30 Uhr
FR, 04.10.2013 19:30 Uhr
MI, 09.10.2013 19:30 Uhr
DO, 10.10.2013 19:30 Uhr
SA, 26.10.2013 19:30 Uhr
DO, 16.01.2014 19:30 Uhr