Der erste Religionskrieg kurz nach Luthers Tod, der Schmalkaldische 1547, bildet den historischen Hintergrund für die überlieferten dramatischen Ereignisse vom Ende des „alten Görlitz“. Görlitz ist zu dieser Zeit reformiert, abgesehen von wenigen Ratsfamilien. Als Nebenlande ist Görlitz mit der Oberlausitz aber dem böhmischen König Ferdinand Untertan, der als Bruder Kaiser Karl V. einer der Hauptakteure im Feldzug gegen den neuen Glauben ist.
In dieser Situation tritt die alte Führungsriege in Görlitz die Macht an einen jungen Mann ab: Jakob Rösler, erst 33 Jahre, gilt als weißes Blatt. Politisch bisher nicht in Erscheinung getreten, gilt er sowohl dem katholischen König als auch den reformierten Görlitzern vermittelbar. Rösler ist jung, verspielt und ehrgeizig. Er sucht nicht nur das Wohl der Gemeinschaft, sondern auch sein eigenes Glück. Er lässt sich entgegen aller Bedenken auf eine unkonventionelle poetische Liebe ein, die er sich als mächtigster Mann in der Stadt erlauben zu können glaubt. Im Verlauf der politischen wie kriegerischen Auseinandersetzung wird er zwischen den Fronten aber schnell zermahlen.
An dem Punkt, an dem er merkt, dass er ein Spielball mächtiger Strippenzieher ist und sich zurückziehen will, verdammt ihn König Ferdinand, erstarkt durch einen Sieg auf dem Schlachtfeld bei Mühlberg, zu einer weiteren Amtszeit. König Ferdinand hat sich die Ereignisse zu nutzen gemacht, um seine Macht zu zentralisieren und die stolzen Städte der Oberlausitz ihrer Freiheiten, wie der freien Ratswahl, zu berauben. Der Jugendtraum Röslers, Bürgermeister der schönsten Stadt der Welt zu sein, wird nach dem „Pönfall“, wie die Ereignisse in den Geschichtsbüchern überschrieben werden, zur großen Strafe.
Musik von Roman Vinuesa, Mitarbeit Jan Dvořák
Musikalische Leitung: Lancelot Fuhry
Inszenierung: René Harder
Ausstattung: Karen Hilde Fries