Vielleicht schreiben wir das Jahr 2350. Menschen gibt es keine mehr. Die von ihnen geschaffenen Arbeitssklaven, die sogenannten Replikanten, sind allein auf der Welt. Ob sie ihre Schöpfer abgeschafft haben oder die sich selbst, ist ungewiss. Regisseur Felix Rothenhäusler und Autor Jan Eichberg werfen in der Uraufführung „The End. Eine Replikantenoper“ einen Blick in eine nicht allzu ferne Zukunft, eine nach einer unbenannten Eskalation: Ob der Krieg oder eine Klimakatastrophe die Menschheit ausgelöscht hat, bleibt offen. Ob die Welt ohne die Menschen eine bessere ist, auch. In dieser fernen und unwirtlichen Zukunft wird jedoch eine Frage verhandelt, die uns auch heute beschäftigt: Die Frage nach der Herkunft unserer selbst: Welche Geschichte erzählen wir uns? Sind wir von jemandem geschaffen?
„Wir haben uns vorgestellt, dass die künstlichen Replikanten eine Art Kirche gegründet haben, in der sie – ähnlich des christlichen Krippenspiels – die Ereignisse der alten Zeit nachspielen.“, erläutert Jan Eichberg: „Die Religion der Replikanten beschäftigt sich mit ihrem existenzialistischen Dilemma und ihrer Erlösung: Die „echten“ Menschen waren ihre Schöpfer, ohne sie gäbe es die Replikanten nicht. Gleichzeitig waren diese „Götter“ ihre größten Widersacher und mussten überwunden werden, was wiederum bedeutete, dass die Replikanten einer neuen Form der Fortpflanzung bedurften. Und auch einer neuen Religion, denn mit dem Verschwinden der Menschen ist Gott nun endgültig tot.“
Auf der Bühne verhandelt werden diese Fragen nun in Form einer Oper – einer Oper im Schauspiel allerdings. Theresa Schlesinger ist zu Beginn der Spielzeit 2019/20 als Dramaturgin ans Theater Bremen gekommen und begleitet die Proben und die Entstehung der Fassung zu „The End. Eine Replikantenoper“. Was es heißt, wenn Felix Rothenhäusler ein Stück inszeniert, in dem das Wort „Oper“ vorkommt, erklärt sie wie folgt: „Die Replikantenoper ist der Versuch, einen Resonanzraum zu schaffen, in dem die Sprache zur Musik wird, sich mit ihr verbindet und über die Erzählung hinaus eine emotionale Anbindung schafft an die Angst vor dem Aussterben und die Vorstellung von einer Zukunft ohne Menschen. Es handelt sich nicht um eine klassische Oper, wie wir sie kennen, vielmehr sind Bruchstücke davon geblieben, die eine neue Form begründen und uns damit vielleicht in ein neues Zeitalter geleiten.“
Regie führt Felix Rothenhäusler, Hausregisseur am Theater Bremen und regelmäßiger Gast an den Münchner Kammerspielen. Er studierte Theater- und Medienwissenschaft in Bayreuth und Paris sowie Regie an der Theaterakademie Hamburg. Während des Studiums gastierte er mit seinen Inszenierungen beim Körber Studio Junge Regie in Hamburg, bei Radikal jung in München und auf dem Festival Premières in Straßburg, danach folgten Arbeiten unter anderem am Düsseldorfer Schauspielhaus und am Deutschen Theater in Göttingen.
Regie: Felix Rothenhäusler
Bühne: Katharina Pia Schütz
Kostüme: Elke von Sivers
Musik: Jo Flüeler, Moritz Widrig
Dramaturgie: Theresa Schlesinger
Mit: Annemaaike Bakker, Nadine Geyersbach, Justus Ritter, Matthieu Svetchine, Alexander Swoboda